Ottilie Baader (30. Mai 1847 – 24. Juli 1925)

„Kampf aller Ausgebeuteten ohne Unterschied des Geschlechts gegen alle Ausbeutenden, ebenfalls ohne Unterschied des Geschlechts“

| von
Evelin Frerk
1. Konferenz der Sozialdemokratischen Frauen Deutschlands in Mainz, 15.09.1900, Ottilie Baader in der Mitte

Beitragsbild: AdsD/FES, 6/FOTA019156

Vor 100 Jahren, am 24. Juli 1925, starb Ottilie Baader, eine der bedeutendsten sozialdemokratischen Kämpferinnen für die Rechte der Arbeiterinnen. Ab 1900 war sie maßgeblich am Aufbau der internationalen sozialistischen Frauenbewegung beteiligt. Zeit ihres Lebens kämpfte sie gegen Klassen- und Geschlechterunterschiede, für volle soziale und menschliche Emanzipation.

Otti­lie Baa­der gilt als eine der wich­tigs­ten sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Kämp­fe­rin­nen für die Rech­te der Arbei­te­rin­nen und für das all­ge­mei­ne freie und gehei­me Wahl­recht für Frau­en und Män­ner. Als „Zen­tral­ver­trau­ens­per­son der Genos­sin­nen Deutsch­lands“ war sie ab dem Jahr 1900 füh­rend am Auf­bau der inter­na­tio­na­len sozia­lis­ti­schen Frau­en­be­we­gung betei­ligt. In die­ser Funk­ti­on berief sie im August 1907 die ers­te inter­na­tio­na­le Kon­fe­renz sozia­lis­ti­scher Frau­en ein. Durch den Druck des inter­na­tio­na­len Zusam­men­schlus­ses erhoff­ten sich die Sozi­al­de­mo­kra­tin­nen eine Stär­kung ihrer Posi­ti­on für den Kampf um das Frau­en­wahl­recht, für bes­se­re Arbeits­be­din­gun­gen, für die Gleich­be­rech­ti­gung der Geschlech­ter und vor allem auch gegen die Bedro­hung des Welt­frie­dens.

Otti­lie Baa­der wuchs in einer Arbei­ter­fa­mi­lie in Frankfurt/Oder auf. Im Alter von 13 Jah­ren zog sie mit der Fami­lie nach Ber­lin und arbei­te­te als Nähe­rin in einer Fabrik. 1866 betei­lig­te sie sich am erfolg­rei­chen Kampf der Ber­li­ner Man­tel­nä­he­rin­nen gegen die dro­hen­de Erhö­hung der Näh­garn­zöl­le und fand Kon­takt zu den Gewerk­schaf­ten und zur SPD. 1870/71 erreich­ten sie und 50 streik­be­rei­te Nähe­rin­nen, dass die ange­droh­te Hal­bie­rung der Löh­ne in der Ber­li­ner Kra­gen- und Man­schet­ten­fa­brik zurück­ge­nom­men wur­de. Im Zusam­men­hang mit der Streik­dro­hung wur­de sie 1870 von ihrem Arbeit­ge­ber ent­las­sen. Sie näh­te nun in Heim­ar­beit. Es waren die Schrif­ten von Karl Marx und August Bebel, die sie von ihrem Vater wäh­rend ihrer Arbeit vor­ge­le­sen bekam, die sie dazu beweg­ten, 1877 gemein­sam mit ihm aus der evan­ge­li­schen Kir­che aus­zu­tre­ten und der Frei­re­li­giö­sen Gemein­de bei­zu­tre­ten.

Otti­lie Baa­der kämpf­te gegen Klas­sen- und Geschlech­ter­un­ter­schie­de und nahm eine kla­re Abgren­zung zu den bür­ger­li­chen Frau­en­be­we­gun­gen vor, die die weib­li­che „Anders­ar­tig­keit“ beton­ten, anstatt den Kampf der Arbei­te­rin­nen, um vol­le sozia­le und mensch­li­che Eman­zi­pa­ti­on zu unter­stüt­zen. Ihr ging es um den „Kampf aller Aus­ge­beu­te­ten ohne Unter­schied des Geschlechts gegen alle Aus­beu­ten­den, eben­falls ohne Unter­schied des Geschlechts“.

Lite­ra­tur:
Otti­lie Baa­der: Ein stei­ni­ger Weg. Lebens­er­in­ne­run­gen einer Sozia­lis­tin, Bonn 1979.
Gise­la Notz: Otti­lie Baa­der (1847 – 1925): in: diess.: Weg­be­rei­te­rin­nen. Berühm­te, bekann­te und zu Unrecht ver­ges­se­ne Frau­en aus der Geschich­te, Neu-Ulm 2020, S.54–55.

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