Peter-Singer-Preis 2025

Keine Tierversuche mehr dank KI?

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v.r.n.l.: Martin Neussel, Udo Neussel, Dr. Dr. med. Thomas Hartung, Dr. Kirsten Tönnies, Belinda Grimm, Gina Bechtold

Beitragsbild: Förderverein des Peter-Singer-Preises e.V.

Innovation mit Haltung: Für seine Pionierarbeit in der tierversuchsfreien Forschung wurde Dr. Dr. med. Thomas Hartung mit dem Peter-Singer-Preis 2025 ausgezeichnet.

Kann künst­li­che Intel­li­genz Tier­ver­su­che erset­zen? Laut Dr. Dr. med. Tho­mas Har­tung ist das kei­ne Visi­on, son­dern eine durch­aus rea­lis­ti­sche Per­spek­ti­ve. Seit vie­len Jah­ren forscht der Medi­zi­ner und Bio­che­mi­ker aus Solin­gen an Alter­na­tiv­me­tho­den für Tier­ver­su­che.

Tho­mas Har­tung ist Pro­fes­sor für Phar­ma­ko­lo­gie und Toxi­ko­lo­gie an der Uni­ver­si­tät Kon­stanz, seit 2009 Direk­tor des Cen­ter for Alter­na­ti­ves to Ani­mal Test­ing (CAAT) und Inha­ber des Doeren­kamp-Zbin­den-Lehr­stuhls für evi­denz­ba­sier­te Toxi­ko­lo­gie an der Johns Hop­kins School of Public Health. Har­tungs Ansatz ist weg­wei­send und zen­tral für die Zukunft der bio­me­di­zi­ni­schen For­schung. Abge­se­hen von der Ver­mei­dung unnö­ti­ger Tier­ver­su­che ist das Spar­po­ten­ti­al durch KI-basier­te For­schungs­me­tho­den zu beto­nen. Das sag­te der Preis­trä­ger bereits 2018 in einem Inter­view auf The Con­ver­sa­ti­on: „Wir haben jetzt eine Com­pu­ter­me­tho­de ent­wi­ckelt […], die jähr­lich mehr als 1 Mil­li­ar­de US-Dol­lar ein­spa­ren und über 2 Mil­lio­nen Tie­re (ret­ten) könn­te.“

Für sei­ne weg­wei­sen­den Bei­trä­ge zur Ent­wick­lung tier­ver­suchs­frei­er Metho­den in der Toxi­ko­lo­gie, sei­ne inter­na­tio­na­le wis­sen­schaft­li­che Arbeit und sein Enga­ge­ment für eine ethisch ver­ant­wor­tungs­vol­le For­schung wur­de er die­ses Jahr mit dem Peter-Sin­ger-Preis für Stra­te­gien zur Tier­leid­min­de­rung e.V. aus­ge­zeich­net.

Der För­der­ver­ein des Peter-Sin­ger-Prei­ses wur­de 2015 von dem Medi­zi­ner Dr. Wal­ter Neus­sel gegrün­det und zeich­net Per­so­nen aus, die mit inno­va­ti­ven Ansät­zen in Wis­sen­schaft, Poli­tik, Päd­ago­gik oder Recht dazu bei­tra­gen, von Men­schen ver­ur­sach­tes Tier­leid wirk­sam zu ver­rin­gern. Ziel der Aus­zeich­nung ist es, Stra­te­gien zur Tier­leid­min­de­rung sicht­bar zu machen, ethi­sche Per­spek­ti­ven zu för­dern und eine Signal­wir­kung zu ent­fal­ten. Der Peter-Sin­ger-Preis wird jähr­lich ver­ge­ben und ist mit 10.000 Euro dotiert.

Frü­he­re Preisträger*innen waren unter ande­rem der Namens­ge­ber und Tier­recht­ler Peter Sin­ger, die Sozi­al­psy­cho­lo­gin Dr. Mela­nie Joy, die Umwelt- und Tier­schutz­po­li­ti­ke­rin sowie Frau­en­recht­le­rin Man­eka Gan­dhi und der Bio­ethi­ker Dr. Richard Ryder.

Die Preis­ver­lei­hung des 11. Peter-Sin­ger-Preis für Stra­te­gien zur Tier­leid­min­de­rung (PSP) fand am 5. Juli 2025 unter der Mode­ra­ti­on von Dr. Edmund Hafer­beck im Haus der Demo­kra­tie und Men­schen­rech­te statt. Beglei­tet wur­de sie von Vor­trä­gen, die unter­schied­li­che Aspek­te der Tier­ver­suchs­pro­ble­ma­tik beleuch­te­ten: Die Tier­ärz­tin Dr. Kirs­ten Tön­nies sprach über die Ver­ant­wor­tung der Tierärzt*innen im Berufs­all­tag, wenn Tie­re im Diens­te der For­schung lei­den müs­sen. Dr. Kath­rin Herr­mann (John Hop­kins Cen­ter for CAAT) skiz­zier­te den Sta­tus quo der Tier­ver­su­che in Deutsch­land und stell­te Per­spek­ti­ven für tier­freie Inno­va­tio­nen vor. Der Bio­ethi­ker Dr. Nor­bert Alz­mann beton­te die Ver­ant­wor­tung und Ent­schei­dungs­ge­walt von Tier­ver­suchs­kom­mis­sio­nen. In sei­ner Lau­da­tio unter dem Titel „Mensch oder Maschi­ne?“ wür­dig­te Dr. Mat­thi­as Herz­ler vom Bun­des­in­sti­tut für Risi­ko­be­wer­tung schließ­lich Har­tungs Fähig­keit, wis­sen­schaft­li­che Exzel­lenz und ethi­sche Sen­si­bi­li­tät zu ver­bin­den.

Die Preis­ver­lei­hung wür­digt die Erkennt­nis, dass Wis­sen­schaft und Ethik kei­ne Gegen­sät­ze sind, son­dern zwei sich gegen­sei­tig bedin­gen­de Grund­pfei­ler in einer auf­ge­klär­ten und huma­nis­ti­schen Welt. In die­sem Zusam­men­hang sei Max Hork­hei­mer und sei­ne Dia­lek­tik der Auf­klä­rung erwähnt. Er zeig­te auf, dass wis­sen­schaft­li­cher Fort­schritt, der ursprüng­lich aus der Unmün­dig­keit füh­ren soll­te, leicht in neue For­men von Herr­schaft umschla­gen kann. Anstatt Natur und Tie­re zu schüt­zen, wer­den sie so ent­mün­digt, beherrscht und zer­stört.

Tho­mas Har­tung ist es gelun­gen, Erkennt­nis mit Mit­ge­fühl zu ver­ei­nen und eröff­net mit­hil­fe künst­li­cher Intel­li­genz neue Per­spek­ti­ven in der tier­ver­suchs­frei­en For­schung. Damit weist er den Weg in eine auf­ge­klär­te und huma­nis­ti­sche Zukunft.

Quel­len:
Peter-Sin­ger-Preis – För­der­ver­ein des Peter-Sin­ger-Prei­ses für Stra­te­gien zur Tier­leid­min­de­rung e. V.
Tho­mas Har­tung – The Con­ver­sa­ti­on
Inter­view mit Tho­mas Har­tung – Deut­scher Tier­schutz­bund

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