Nachruf auf Jane Goodall (1934–2025)

Eine große Stimme für Mitgefühl und Verbundenheit

| von
Der Humanistische Verband Deutschlands trauert um Jane Goodall, die im Alter von 91 Jahren verstorben ist. Mit ihr verlieren wir eine der großen Stimmen für Mitgefühl, Verbundenheit und Verantwortung gegenüber allem Lebendigen.

Jane Goo­dall war Vie­les zugleich: Wis­sen­schaft­le­rin, Pio­nie­rin, Visio­nä­rin, Leh­re­rin – und für Mil­lio­nen Men­schen welt­weit eine Quel­le der Inspi­ra­ti­on. Ihr Leben war getra­gen von unbe­ding­tem Enga­ge­ment und Lei­den­schaft­lich­keit. Ihre Bücher und Fil­me haben Gene­ra­tio­nen beglei­tet und berührt – auch Vie­le von uns, die wir mit ihren Geschich­ten auf­ge­wach­sen sind. Sie ver­kör­per­te eine Lei­den­schaft, die beson­ders ist, und ein Mit­ge­fühl, das beim Lesen ihrer Bücher und beim Schau­en ihrer Fil­me sofort spür­bar wur­de. Ihre Ent­schei­dung, den Tie­ren, die sie beob­ach­te­te, Namen zu geben, war nur ein Aus­druck die­ser Hal­tung der Ver­bun­den­heit. Sie mach­te deut­lich: Ver­bun­den­heit schützt vor Gewalt und Igno­ranz, sie mahnt uns, acht­sam und empa­thisch zu sein.

Jane Goo­dall ver­band wis­sen­schaft­li­che Genau­ig­keit mit einer war­men, mensch­li­chen Per­spek­ti­ve. Sie zeig­te der Welt, dass Tie­re geis­ti­ge und sozi­al kom­ple­xe Wesen sind und dass sie einen ethi­schen Umgang ver­die­nen. Damit erreich­te sie ein Mil­lio­nen­pu­bli­kum und ver­än­der­te unser Ver­ständ­nis grund­le­gend. Ihre Ernst­haf­tig­keit war dabei eben­so spür­bar wie ihr Humor. Unver­ges­sen ist der Car­toon von Gary Lar­son, in dem eine Schim­pan­sin beim Lau­sen ein blon­des Haar fin­det und ihrem Part­ner vor­wirft, er sei „wie­der bei die­sem Flitt­chen Goo­dall“ gewe­sen. Jane Goo­dall selbst erlaub­te den Ver­kauf des ent­spre­chen­den T‑Shirts und nutz­te den Erlös zur Grün­dung des Jane Goo­dall Insti­tu­te for Wild­life Rese­arch, Edu­ca­ti­on and Con­ser­va­ti­on.

Zu ihren größ­ten Errun­gen­schaf­ten gehört nicht nur die bahn­bre­chen­de Feld­for­schung im Gom­be Stream Natio­nal­park in Tan­sa­nia, die unser Wis­sen über Schim­pan­sen revo­lu­tio­nier­te. Eben­so bedeut­sam war ihr Auf­bau eines welt­wei­ten Bil­dungs­netz­werks: Mit „Roots & Shoots“ leg­te sie den Grund­stein für eine Bewe­gung, die bis heu­te jun­ge Men­schen in knapp 100 Län­dern moti­viert, sich für Tie­re, Men­schen und Umwelt ein­zu­set­zen. Ihre Bil­dungs­ar­beit ist ein Ver­mächt­nis, das viel­leicht auch uns Hoff­nung stif­ten kann.

Wir sind dank­bar für das Ver­mächt­nis die­ser gro­ßen Frau, deren Han­deln von einer huma­nis­ti­schen Ethik getra­gen war. Jane Goo­dall hat uns gezeigt, dass es mög­lich ist, in einer Welt mit viel Leid und Zer­stö­rung den­noch Kraft und Hoff­nung zu fin­den – und dass mit Lei­den­schaft, Acht­sam­keit und Humor tat­säch­lich etwas bewegt wer­den kann. Jane Goo­dall erläu­ter­te in einem Inter­view mit „utopia.de“ im Febru­ar 2021 ihr Cre­do: „Ich will natür­lich nicht die gan­ze Welt ret­ten. Aber ich will das Bewusst­sein dafür schär­fen, dass jeder Ein­zel­ne jeden Tag damit anfan­gen kann, sein all­täg­li­ches Umfeld posi­tiv zu ver­än­dern.“

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