Jane Goodall war Vieles zugleich: Wissenschaftlerin, Pionierin, Visionärin, Lehrerin – und für Millionen Menschen weltweit eine Quelle der Inspiration. Ihr Leben war getragen von unbedingtem Engagement und Leidenschaftlichkeit. Ihre Bücher und Filme haben Generationen begleitet und berührt – auch Viele von uns, die wir mit ihren Geschichten aufgewachsen sind. Sie verkörperte eine Leidenschaft, die besonders ist, und ein Mitgefühl, das beim Lesen ihrer Bücher und beim Schauen ihrer Filme sofort spürbar wurde. Ihre Entscheidung, den Tieren, die sie beobachtete, Namen zu geben, war nur ein Ausdruck dieser Haltung der Verbundenheit. Sie machte deutlich: Verbundenheit schützt vor Gewalt und Ignoranz, sie mahnt uns, achtsam und empathisch zu sein.
Jane Goodall verband wissenschaftliche Genauigkeit mit einer warmen, menschlichen Perspektive. Sie zeigte der Welt, dass Tiere geistige und sozial komplexe Wesen sind und dass sie einen ethischen Umgang verdienen. Damit erreichte sie ein Millionenpublikum und veränderte unser Verständnis grundlegend. Ihre Ernsthaftigkeit war dabei ebenso spürbar wie ihr Humor. Unvergessen ist der Cartoon von Gary Larson, in dem eine Schimpansin beim Lausen ein blondes Haar findet und ihrem Partner vorwirft, er sei „wieder bei diesem Flittchen Goodall“ gewesen. Jane Goodall selbst erlaubte den Verkauf des entsprechenden T‑Shirts und nutzte den Erlös zur Gründung des Jane Goodall Institute for Wildlife Research, Education and Conservation.
Zu ihren größten Errungenschaften gehört nicht nur die bahnbrechende Feldforschung im Gombe Stream Nationalpark in Tansania, die unser Wissen über Schimpansen revolutionierte. Ebenso bedeutsam war ihr Aufbau eines weltweiten Bildungsnetzwerks: Mit „Roots & Shoots“ legte sie den Grundstein für eine Bewegung, die bis heute junge Menschen in knapp 100 Ländern motiviert, sich für Tiere, Menschen und Umwelt einzusetzen. Ihre Bildungsarbeit ist ein Vermächtnis, das vielleicht auch uns Hoffnung stiften kann.
Wir sind dankbar für das Vermächtnis dieser großen Frau, deren Handeln von einer humanistischen Ethik getragen war. Jane Goodall hat uns gezeigt, dass es möglich ist, in einer Welt mit viel Leid und Zerstörung dennoch Kraft und Hoffnung zu finden – und dass mit Leidenschaft, Achtsamkeit und Humor tatsächlich etwas bewegt werden kann. Jane Goodall erläuterte in einem Interview mit „utopia.de“ im Februar 2021 ihr Credo: „Ich will natürlich nicht die ganze Welt retten. Aber ich will das Bewusstsein dafür schärfen, dass jeder Einzelne jeden Tag damit anfangen kann, sein alltägliches Umfeld positiv zu verändern.“