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Humanistische Seelsorge in den niederländischen Streitkräften

Frei denken – gemeinsam leben

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Beitragsbild: Erwin Kamp

Bereits seit 1964 gibt es die humanistische Militärseelsorge in den Niederlanden. Derzeit stehen den insgesamt 60.000 Soldat*innen 39 humanistische Seelsorger*innen zur Verfügung. Erwin Kamp, Chief Humanist Chaplain, erläutert die wichtigen Aufgaben des Humanistischen Militärseelsorgedienstes.

Am 1. Sep­tem­ber 2024 fei­ert der Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­dienst (Huma­nist Mili­ta­ry Cha­p­lain Ser­vice, HMCS) sein sech­zig­jäh­ri­ges Bestehen. Bei den Jubi­lä­ums­fei­er­lich­kei­ten 2014 sag­te der dama­li­ge Vor­sit­zen­de des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de (Dutch Huma­nist Asso­cia­ti­on, DHA – Huma­nis­tisch Ver­bond) Boris van der Ham: „Jüngs­te Unter­su­chun­gen haben gezeigt, dass die Zahl der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten, die huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger benö­ti­gen, wei­ter steigt. Wir erwar­ten eine Ent­schei­dung des Minis­ters, um die­ser Ent­wick­lung Rech­nung zu tra­gen. Die Zahl der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger muss drin­gend an die hohe Nach­fra­ge ange­passt wer­den.“ Für 2020 wur­de beschlos­sen, die Zahl der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger auf 39 von ins­ge­samt 156 Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger fest­zu­le­gen, die für die nie­der­län­di­schen Streit­kräf­te arbei­ten.

1. Wer wir sind

Am 1. Sep­tem­ber 1964 begann der Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­dienst sei­ne Arbeit in den nie­der­län­di­schen Streit­kräf­ten mit fünf huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­gern für eine Pro­be­zeit von drei Jah­ren. Vor­aus­ge­gan­gen war ein lan­ger und erbit­ter­ter Kampf in der Abge­ord­ne­ten­kam­mer um die Ein­füh­rung des welt­weit ers­ten nicht­re­li­giö­sen Seel­sor­ge­diens­tes in einer Armee. Im Lau­fe der Zeit hat sich der Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­dienst zu einer der drei gro­ßen Mili­tär­seel­sor­ge­diens­te ent­wi­ckelt, neben dem pro­tes­tan­ti­schen (45 Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger) und dem römisch-katho­li­schen (43 Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger).

Der Huma­nis­mus ist der welt­an­schau­li­che Rah­men, in dem die huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger ihre Tätig­keit in den Streit­kräf­ten aus­üben. Alle huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger in der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on erhal­ten ihren Auf­trag in den Streit­kräf­ten zu arbei­ten vom Huma­nis­ti­schen Ver­band der Nie­der­lan­de. Die Grund­satz­er­klä­rung des Ver­ban­des ist dabei weg­wei­send. Ihre deut­sche Über­set­zung lau­tet: Huma­nis­mus ist eine Phi­lo­so­phie, die danach strebt, das Leben und die Welt nur mit Hil­fe der mensch­li­chen Fähig­kei­ten zu ver­ste­hen. Er betrach­tet die Fähig­keit des Men­schen zur dif­fe­ren­zier­ten Urteils­kraft als wesent­lich, für die nichts und nie­mand außer­halb des Men­schen selbst ver­ant­wort­lich gemacht wer­den kann.

Huma­nis­mus ist gekenn­zeich­net durch
1) die stän­di­ge Bereit­schaft, Ver­ant­wor­tung für ver­nünf­ti­ges und mora­li­sches Den­ken und Han­deln zu über­neh­men;
2) das Prin­zip, ande­ren zu hel­fen und für sie zu sor­gen, damit sie ihr Poten­zi­al voll ent­fal­ten kön­nen;
3) das Stre­ben nach einer Gesell­schaft, in der Frei­heit, Gerech­tig­keit, Tole­ranz und Ach­tung der Men­schen­wür­de und des Ande­ren im Mit­tel­punkt ste­hen.
(Artic­le 2: Beg­in­sel, sta­tu­ten Huma­nis­tisch Ver­bond, 21 July 2005, Ams­ter­dam)

1.1 Wofür wir stehen

Die Grund­satz­er­klä­rung ist der zen­tra­le Aus­gangs­punkt für die Arbeit der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge in der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on. Im Huma­nis­mus ist klar, dass der Mensch der Aus­gangs­punkt ist und dass kei­ne höhe­re Macht ange­ru­fen wird. Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger arbei­ten auf der Basis einer Rei­he von Grund­wer­ten. Dazu gehö­ren Frei­heit, Selbst­be­stim­mung, Gleich­stel­lung und Ver­ant­wor­tung. (Quel­le: Eigen­tijds Huma­nis­me, Dutch Huma­nist Asso­cia­ti­on, 2010)

Der Huma­nis­mus blickt auf eine lan­ge Geschich­te zurück. Die Tra­di­ti­on begann im anti­ken Grie­chen­land und in Rom. Sokra­tes gilt als einer der Begrün­der des Huma­nis­mus. Er sag­te: „Ich weiß nur eines: dass ich nichts weiß.“ Der Huma­nis­mus lässt dem Zwei­fel viel Raum. Es gibt kei­ne fes­ten Wahr­hei­ten und auch kei­ne fes­ten Dog­men.

In der Renais­sance rück­te der Mensch immer mehr in den Mit­tel­punkt. In Wis­sen­schaft (die Erde dreht sich um die Son­ne und nicht umge­kehrt) und Kunst (Michel­an­ge­lo und Da Vin­ci) wur­den die Schön­heit und der Ein­falls­reich­tum des Men­schen her­vor­ge­ho­ben.

Im Zeit­al­ter der Auf­klä­rung rück­te die mensch­li­che Ver­nunft (René Des­car­tes: „Cogi­to ergo sum.“ – Ich den­ke, also bin ich.) immer mehr in den Vor­der­grund.

Die Moder­ne und die Post­mo­der­ne beein­flus­sen den Huma­nis­mus bis heu­te. Nicht nur der Exis­ten­tia­lis­mus Sar­tres, son­dern auch Phi­lo­so­phin­nen wie Mar­tha Nuss­baum und Luce Iri­ga­ray tra­gen zum Huma­nis­mus als Welt­an­schau­ung bei.  In ihrer Arbeit stüt­zen sich huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger auf eine Viel­zahl von Quel­len. Neben Phi­lo­so­phie und Lite­ra­tur sind dies häu­fig Musik, Poe­sie, Male­rei, öst­li­che Phi­lo­so­phie, Film etc.

1.2 Unsere Stärken

Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ger sind in allen Berei­chen der Streit­kräf­te in Aus­bil­dungs- und Ein­satz­stel­len sowie im Aus­bil­dungs­zen­trum „Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge“ tätig und neh­men auch an Übun­gen und Ein­sät­zen teil. Auf­grund ihrer lang­jäh­ri­gen Erfah­rung ken­nen sie die ver­schie­de­nen Berei­che der Streit­kräf­te sehr gut, sind mit der inter­nen Kul­tur der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on ver­traut und spre­chen die Spra­che des Mili­tär­per­so­nals und der Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen. Wir sind Exper­tin­nen und Exper­ten in Fra­gen der Sinn­stif­tung, der Moral und der Huma­ni­sie­rung.

Die Arbeit der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger kon­zen­triert sich auf Sinn­ge­bung, Moral und Huma­ni­sie­rung. Alle Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger sind in die­sen Berei­chen im Rah­men ihrer aka­de­mi­schen Aus­bil­dung geschult wor­den und haben Zusatz­aus­bil­dun­gen absol­viert. Da sie die Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten bei Übun­gen und Ein­sät­zen aus nächs­ter Nähe beglei­ten (huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger leis­ten die Erst­be­treu­ung der Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten) und Kon­tak­te in alle Dienst­gra­de pfle­gen, kön­nen sie die abs­trak­ten Fra­gen nach Sinn und Moral auf eine sehr kon­kre­te Ebe­ne über­tra­gen. In der Huma­nis­tik (der Wis­sen­schaft vom Huma­nis­mus) wer­den die­se Fra­gen auch als „lang­sa­me Fra­gen“ bezeich­net. Huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger respek­tie­ren Men­schen mit unter­schied­li­chen Über­zeu­gun­gen und suchen im Dia­log nach Gemein­sam­kei­ten und Unter­schie­den zwi­schen den Men­schen.

1.3 Verlässliche Gesprächspartner

Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger hören zu, reflek­tie­ren, haben Mit­ge­fühl und hal­ten gleich­zei­tig genü­gend Distanz, um die Kli­en­tin­nen und Kli­en­ten zu ermu­ti­gen, ihre eige­nen Fra­gen zu stel­len. Sie sind kei­ne The­ra­peu­tin­nen und The­ra­peu­ten oder Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen und Sozi­al­ar­bei­ter, aber sie haben ein offe­nes Ohr und bie­ten Unter­stüt­zung an, um Men­schen zu hel­fen, (wie­der) ihr Gleich­ge­wicht zu fin­den. Dar­über hin­aus kon­zen­trie­ren sich huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger auf die Huma­ni­sie­rung von Orga­ni­sa­ti­ons­pro­zes­sen und zwi­schen­mensch­li­chen Bezie­hun­gen. Ziel ist es, Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihren Fami­li­en ein men­schen­wür­di­ges Leben zu ermög­li­chen und ihr Wohl­be­fin­den zu sichern und zu för­dern.

Ein­zel­ge­sprä­che, Grup­pen­dis­kus­sio­nen und alle ande­ren For­men der Kom­mu­ni­ka­ti­on mit huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­gern fin­den streng ver­trau­lich statt, da letz­te­re an die Schwei­ge­pflicht gebun­den sind. Damit bie­ten sie dem Ver­tei­di­gungs­per­so­nal eine Zuflucht. Wenn sie vor Gericht aus­sa­gen sol­len, beru­fen sich die Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger auf ihr Recht auf Ver­schwie­gen­heit. Eine Aus­sa­ge vor Gericht erfolgt nur mit Zustim­mung oder auf Wunsch des oder des Betrof­fe­nen oder in sel­te­nen Fäl­len auf­grund eines über­ge­ord­ne­ten Inter­es­ses.

Die Grund­sät­ze der Schwei­ge­pflicht und des Rechts auf Ver­schwie­gen­heit sind die Reli­gi­on- und Welt­an­schau­ungs­frei­heit, die Tren­nung von Kir­che und Staat sowie die Neu­tra­li­tät des Staa­tes in Reli­gi­ons- und der Welt­an­schau­ungs­fra­gen – alle ver­an­kert in der nie­der­län­di­schen Ver­fas­sung. Die­se Rege­lung ist in der Berufs­ord­nung der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger fest­ge­legt, an die sie sich hal­ten müs­sen. Der Berufs­ko­dex besagt auch, dass huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger dem Dis­zi­pli­nar­recht unter­lie­gen.

1.4 Organisation von Gruppentreffen

Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger bie­ten Trai­nings­ver­an­stal­tun­gen in Ein­satz­ein­hei­ten, an Aus­bil­dungs­or­ten und im Aus­bil­dungs­zen­trum der Mili­tär­seel­sor­ge an. Die­se Tref­fen kön­nen zum Bei­spiel der Vor­be­rei­tung auf einen Ein­satz die­nen, aber auch spe­zi­el­le The­men wie Acht­sam­keit oder Diver­si­tät behan­deln. Dar­über hin­aus hal­ten huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger auch Besin­nungs­tref­fen ab, die sich am aktu­el­len Zeit­ge­sche­hen oder an einem für den Ein­satz­ort rele­van­ten The­ma ori­en­tie­ren.

Bei den Begeg­nun­gen sind die huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger nicht an eta­blier­te Richt­li­ni­en­ge­bun­den, wie z. B. eine Lit­ur­gie. Sie kön­nen aus ver­schie­de­nen Quel­len und Tra­di­tio­nen schöp­fen und ihre eige­ne Krea­ti­vi­tät ein­brin­gen. Zu ihren Kom­pe­ten­zen gehört auch die Vor­be­rei­tung und Durch­füh­rung von Gedenk­fei­ern und Beer­di­gun­gen aus einer säku­la­ren huma­nis­ti­schen Per­spek­ti­ve.

1.5 Überblick über die Verteidigungsorganisation und das Betreuungssystem

Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger wer­den alle vier bis sechs Jah­re auf einen neu­en Pos­ten ernannt. Dies kann auch einen Wech­sel zwi­schen den Dienst­stel­len der Streit­kräf­te bedeu­ten. Durch Kon­tak­te zu Füh­rungs­kräf­ten und die Teil­nah­me an Lei­tungs­mee­tings sind huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger in der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on gut ein­ge­führt. Das bedeu­tet, dass sie orga­ni­sa­to­ri­schen Rat ein­ho­len oder unauf­ge­for­dert geben kön­nen, was zu einer bes­se­ren Zusam­men­ar­beit zwi­schen den Abtei­lun­gen führt. Neben die­ser Art der orga­ni­sa­to­ri­schen Bera­tung tra­gen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger auch zur Huma­ni­sie­rung der Streit­kräf­te bei. Durch die enge Zusam­men­ar­beit mit ande­ren Unter­stüt­zungs- und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen, wie den sozi­al­me­di­zi­ni­schen Teams, sind sie über aktu­el­le Pro­ble­me in der Beleg­schaft infor­miert und wis­sen, an wen sie die Men­schen im Bedarfs­fall ver­wei­sen kön­nen.

1.6 Fokus auf Emanzipation von Minderheitengruppen

Durch die Ori­en­tie­rung am Wert der Gleich­be­rech­ti­gung sind huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger beson­ders sen­si­bi­li­siert für die Posi­tio­nen von vul­ner­ablen Grup­pen inner­halb der Streit­kräf­te. Seit vie­len Jah­ren sind eini­ge Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger in der Stif­tung Homo­se­xua­li­tät in den Streit­kräf­ten (Sticht­ing Homo­sek­sua­li­te­it Kri­jgs­macht) und in der LGBTIQ-Com­mu­ni­ty aktiv. Wo nötig, spre­chen sie Dis­kri­mi­nie­rung und Vor­ur­tei­le an und suchen gemein­sam mit den Betrof­fe­nen nach Lösun­gen.

2. Vision, Auftrag und Ziel

Ver­än­de­run­gen sind welt­weit auf der Tages­ord­nung. Der inter­na­tio­na­le Ter­ro­ris­mus, die insta­bi­le Lage im Nahen Osten, die Flücht­lings­kri­se, die Kli­ma­kri­se, der Auf­stieg des Popu­lis­mus in der Welt­po­li­tik und natür­lich der Krieg in der Ukrai­ne sind Ent­wick­lun­gen, die Sicher­heit und Frie­den gefähr­den.

Auch auf natio­na­ler Ebe­ne gibt es The­men, die sich auf die inne­re Sicher­heit der Nie­der­lan­de aus­wir­ken. Jahr­zehn­te­lan­ge Ein­spa­run­gen bei der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on haben dazu geführt, dass die Fähig­keit, die Auf­ga­ben mit den erfor­der­li­chen Mit­teln zu erfül­len, an ihre Gren­zen gesto­ßen ist. Die Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on ist zu einer klei­ne­ren Orga­ni­sa­ti­on mit weni­ger Per­so­nal und weni­ger Geld gewor­den, wäh­rend die hohen Anfor­de­run­gen gleich­ge­blie­ben sind. Der Krieg in der Ukrai­ne hat die Ein­stel­lung der Nie­der­län­de­rin­nen und Nie­der­län­der zur Armee ver­än­dert. Das Bud­get wur­de erhöht, nach vie­len Jah­ren erfül­len wird nun die 2%-Anforderung der NATO und es wird mehr Aus­rüs­tung ange­schafft.

Wäh­rend vie­le Nie­der­län­de­rin­nen und Nie­der­län­der zufrie­den und froh sind, in die­sem Teil der Welt zu leben, gibt es auch viel Unru­he. Unru­he wegen der Zahl der Geflüch­te­ten, Unru­he wegen der wach­sen­den Zahl von Mus­li­men, Unru­he wegen der Kluft zwi­schen Arm und Reich und Unru­he wegen der Kür­zun­gen im Gesund­heits­sys­tem. Man­che Men­schen füh­len sich auf den Stra­ßen nicht mehr sicher. In Zusam­men­hang mit den Aus­wir­kun­gen die­ser Ent­wick­lun­gen auf Frie­den und Sicher­heit stellt sich die Fra­ge, wie das rich­ti­ge Gleich­ge­wicht zu fin­den ist, damit Wohl­stand und das Wohl­erge­hen der nie­der­län­di­schen Bevöl­ke­rung auch in Zukunft andau­ern kön­nen.

2.1 Vision

Die Auf­ga­be der Streit­kräf­te ist es, die natio­na­le und inter­na­tio­na­le Rechts­staat­lich­keit zu erhal­ten und zu för­dern. Manch­mal ist eine gerin­ge­re Gewalt­an­wen­dung not­wen­dig, um eine grö­ße­re Gewalt­an­wen­dung zu ver­hin­dern oder zu bekämp­fen. Eine Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on ist nie Selbst­zweck, son­dern immer Mit­tel, um Frie­den und Sicher­heit zu gewähr­leis­ten und gege­be­nen­falls durch­zu­set­zen. In der gesam­ten Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on kon­zen­triert sich die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge auf drei The­men: Sinn­haf­tig­keit, Moral und Huma­ni­sie­rung. Dabei ist es zwin­gend erfor­der­lich, eine Rei­he wesent­li­cher Aus­gangs­punk­te zu berück­sich­ti­gen, die für die Arbeit der Huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge von zen­tra­ler Bedeu­tung sind. Die huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge kann in den Streit­kräf­ten nur dann gut funk­tio­nie­ren, wenn die Tren­nung von Kir­che und Staat respek­tiert wird. Dazu gehört, dass sich der Staat nicht in die welt­an­schau­li­che Arbeit der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger ein­mischt.

Die Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger sind zwar bei der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on ange­stellt und damit Beam­te, sie sind aber nicht Teil der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on selbst. Huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger wer­den immer den Men­schen hin­ter der Mili­tär­uni­form suchen. Es geht nicht dar­um, den ein­zel­nen Men­schen zu einer bes­se­ren Sol­da­tin oder einem bes­se­ren Sol­da­ten zu machen, son­dern dar­um, den Men­schen in den Streit­kräf­ten zu ermög­li­chen, in ers­ter Linie Mensch zu sein. Eine Inter­ven­ti­on durch huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger zielt nicht dar­auf ab, die Arbeit der Sol­da­tin oder des Sol­da­ten oder ihre oder sei­ne Kampf­kraft zu ver­bes­sern. Die Inter­ven­ti­on zielt dar­auf ab, ihr oder sein Wohl­be­fin­den zu för­dern und ihre oder sei­ne men­ta­le Wider­stands­kraft aus einer huma­nis­ti­schen Per­spek­ti­ve her­aus zu ver­bes­sern, in der Frei­heit, Selbst­be­stim­mung, Gleich­heit und Ver­ant­wor­tung im Mit­tel­punkt ste­hen.

2.2 Auftrag

Zusam­men mit fünf wei­te­ren Seel­sor­ge­ein­rich­tun­gen, die auf unter­schied­li­chen Glau­bens­sys­te­men und Welt­an­schau­un­gen basie­ren, ist die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge für eine pro­fes­sio­nel­le Seel­sor­ge ver­ant­wort­lich, die der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on eine brei­te Ser­vice­pa­let­te anbie­tet. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge trägt somit zum (see­li­schen) Wohl­be­fin­den zunächst des mili­tä­ri­schen Per­so­nals und deren Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen und dann auch des zivi­len Per­so­nals der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on und der Vete­ra­nin­nen oder Vete­ra­nen bei. Dar­über hin­aus leis­tet sie einen Bei­trag zur Moral der Streit­kräf­te ins­ge­samt. Sie erreicht dies durch sicht­ba­re Prä­senz am Arbeits­platz, durch per­sön­li­chen Kon­takt und Bera­tung, durch die Orga­ni­sa­ti­on von Refle­xi­ons­an­ge­bo­ten, durch das Erken­nen von Pro­blem­fel­dern und durch Bera­tung bei deren Bewäl­ti­gung. Sinn und Moral ste­hen dabei im Mit­tel­punkt.

Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge kon­zen­triert sich auf Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge und Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und deren spe­zi­fi­sche Lebens­er­fah­run­gen und auf die Fra­gen, die sich bei der Arbeit in den Streit­kräf­ten stel­len. Die Arbeit fin­det in Form von Ein­zel­ge­sprä­chen zwi­schen Seel­sor­ge­rin oder Seel­sor­ger und Kli­en­tin oder Kli­ent statt.

Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger sind dar­in geschult, die Lebens­ge­schich­ten von Men­schen zu ver­ste­hen. Sinn­haf­tig­keit und Welt­an­schau­ung sind dabei von zen­tra­ler Bedeu­tung. Die Erfah­rung von Sinn­haf­tig­keit ist nicht abs­trakt, son­dern Teil des all­täg­li­chen Lebens. Dabei spie­len der Kon­text, die Lebens­per­spek­ti­ve, Nor­men und Wer­te, sozia­le Bin­dun­gen und kul­tu­rel­le Aspek­te eine Rol­le. Sinn­haf­tig­keit kann daher nicht iso­liert betrach­tet wer­den. Sie muss immer im Zusam­men­hang mit den ver­schie­de­nen Aspek­ten des Lebens eines Men­schen gese­hen wer­den. Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge befasst sich mit mora­lisch-ethi­schen Pro­zes­sen, mit öffent­li­cher und per­sön­li­cher Ethik, mit Refle­xi­on und dem Auf­zei­gen von Fehl­ver­hal­ten.

2.3 Zweck

Es ist nicht immer ein­fach, dem Leben einen Sinn zu geben, vor allem dann nicht, wenn Men­schen lan­ge Zeit nicht zu Hau­se sind und unter Lebens­ge­fahr arbei­ten müs­sen. Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger bie­ten Hil­fe in Form von Gesprä­chen, Refle­xi­on, Bera­tung und Unter­stüt­zung an, damit Men­schen wie­der ins Gleich­ge­wicht kom­men. Es gibt Zei­ten, die für Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihre Fami­li­en schwie­rig sein kön­nen. Die Abwe­sen­heit von zu Hau­se, die Kon­fron­ta­ti­on mit Gewalt, mora­li­sche Dilem­ma­ta oder Schwie­rig­kei­ten in der Zusam­men­ar­beit inner­halb der Ein­heit sind eini­ge Bei­spie­le für Ereig­nis­se, die Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge aus dem Gleich­ge­wicht brin­gen und Emo­tio­nen und Fra­gen auf­kom­men las­sen kön­nen. In sol­chen Situa­tio­nen ist es hilf­reich, sich aus­spre­chen zu kön­nen und ein gutes Gespräch mit jeman­dem füh­ren zu kön­nen, die oder der zuhört und hilft, die Gedan­ken und Gefüh­le zu ver­ar­bei­ten.

3. Was ist die Aufgabe der Humanistischen Militärseelsorge?

Nach­dem wir fest­ge­stellt haben, wo wir uns sehen, in wel­chem Kon­text wir in den Streit­kräf­ten arbei­ten und was unse­re Visi­on und Mis­si­on ist, kön­nen wir nun die Fra­ge beant­wor­ten, was die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge eigent­lich tut. In die­sem Kapi­tel wer­den die Ver­ben ver­bin­den, erkun­den und kom­mu­ni­zie­ren aus­führ­li­cher behan­delt

3.1 Verbinden

Die Arbeit der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger hat immer mit Men­schen zu tun und basiert auf den viel­fäl­ti­gen For­men der Zusam­men­ar­beit zwi­schen Men­schen. An ers­ter Stel­le steht natür­lich die Bezie­hung zu den Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihren Fami­li­en. Da sie eine ers­te Unter­stüt­zung bie­ten, sind die Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger von allen Betreue­rin­nen und Betreu­ern in den Streit­kräf­ten am nächs­ten am sozia­len Umfeld der ein­zel­nen Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten. Neben der Bera­tung von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen pfle­gen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger den Kon­takt zu Kom­man­deu­rin­nen und Kom­man­deu­ren, neh­men an sozia­len und medi­zi­ni­schen Teams teil und beglei­ten Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge bei Übun­gen und Ein­sät­zen.

Die Lei­tung des Diens­tes legt gro­ßen Wert auf eine gute Zusam­men­ar­beit mit der Lei­tung der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on. Dies bedeu­tet, dass Kon­tak­te gepflegt wer­den, zum Bei­spiel mit der Per­so­nal­di­rek­ti­on, dem Chef der Ver­tei­di­gung, den Befehls­ha­be­rin­nen und Befehls­ha­bern der Ein­satz­kom­man­dos, dem Gene­ral­inspek­teur der Streit­kräf­te und dem Direk­tor des nie­der­län­di­schen Vete­ra­nen­in­sti­tuts. Wenn mög­lich, wird die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge in den Pro­zess ein­be­zo­gen, Wege zur Opti­mie­rung der Per­so­nal­für­sor­ge inner­halb der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on zu prü­fen.

Neben der Ver­bin­dung zu den Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger ande­rer Glau­bens­rich­tun­gen oder Welt­an­schau­un­gen ist auch die Ver­bin­dung zu ande­ren Unter­stüt­zungs- und Gesund­heits­ein­rich­tun­gen von gro­ßer Bedeu­tung, vor allem wenn es um die Koor­di­nie­rung einer Rei­he von Fach­leu­ten wie Ärz­tin­nen und Ärz­ten, Psy­cho­lo­gin­nen und Psy­cho­lo­gen, Sozi­al­ar­bei­te­rin­nen und Sozi­al­ar­bei­tern sowie Fach­leu­ten der Abtei­lung für mili­tär­psy­cho­lo­gi­sche Gesund­heits­für­sor­ge geht. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge hat einen Sitz im Rat der Lei­te­rin­nen und Lei­ter der Seel­sor­ge­ein­rich­tun­gen und unter­hält gute Kon­tak­te zum Direk­tor und zum Sekre­tär der Mili­tär­seel­sor­ge.

Die Stär­kung und Inten­si­vie­rung der Kon­tak­te auf Füh­rungs­ebe­ne der huma­nis­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen ist ein wei­te­rer Schwer­punkt. In ers­ter Linie will die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge eine Anlauf­stel­le für alle huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger sein. In den letz­ten Jah­ren wur­de die Zusam­men­ar­beit mit dem Huma­nis­ti­schen Ver­band der Nie­der­lan­de, der die Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger beauf­tragt, inten­si­viert. Wenn es um Aspek­te wie die inhalt­li­che Ver­tie­fung unse­rer Arbeit geht, wer­den wir auch wei­ter­hin in die­se Zusam­men­ar­beit inves­tie­ren. Die Ver­bin­dung mit der Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en (Uni­ver­si­ty of Huma­ni­stic Stu­dies (UvH) Utrecht) ist uner­läss­lich, um auch in Zukunft eine aus­rei­chen­de Zahl gut aus­ge­bil­de­ter huma­nis­ti­scher Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger zu gewähr­leis­ten. Die Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en ‚nährt‘ die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge. Das nie­der­län­di­sche Qua­li­täts­re­gis­ter für Seel­sor­ger (Sticht­ing Kwa­li­te­i­ts­re­gis­ter Geest­e­li­jke Ver­zor­gers) ist ein wich­ti­ger Part­ner für die Fest­stel­lung der Qua­li­tät huma­nis­ti­scher Seel­sor­ger.

Neben der Ver­bin­dung mit der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on und den Orga­ni­sa­tio­nen der huma­nis­ti­schen Bewe­gung in den Nie­der­lan­den wird auch die Ver­bin­dung zu inter­na­tio­na­len Orga­ni­sa­tio­nen wie der Inter­na­tio­nal Mili­ta­ry Chief of Cha­p­lains Con­fe­rence, der Bri­tish Huma­nist Asso­cia­ton, der Ame­ri­can Huma­nist Asso­cia­ti­on, Huma­nists Inter­na­tio­nal, der Euro­pean Huma­nist Fede­ra­ti­on (inzwi­schen auf­ge­löst) und den Euro­pean Huma­nists Pro­fes­sio­nals gesucht. Was die inter­na­tio­na­le Zusam­men­ar­beit betrifft, so müs­sen noch Schrit­te unter­nom­men wer­den, um Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge auch in ande­ren Län­dern zu ermög­li­chen.

3.2 Forschen

Ohne stän­di­ge For­schung ver­al­ten die Inhal­te der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge. Das bedeu­tet, dass neue The­men, Metho­den und Arbeits­wei­sen unter­sucht wer­den müs­sen. Dabei muss immer wie­der die Fra­ge nach dem Ver­hält­nis zur huma­nis­ti­schen Welt­an­schau­ung gestellt wer­den. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge reagiert auf die von ande­ren huma­nis­ti­schen Orga­ni­sa­tio­nen initi­ier­te For­schung zu die­sem The­ma und trägt dazu bei. In die­ser Hin­sicht haben wir zum Bei­spiel einen akti­ven Bei­trag zum neu­en Mehr­jah­res­plan 2022–2026 des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de geleis­tet. Aus den vor­be­rei­ten­den Dis­kus­sio­nen der Arbeits­grup­pe für die­sen Poli­tik­plan erga­ben sich drei The­men. In den kom­men­den Jah­ren möch­te die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge die For­schung zu mora­li­scher Erzie­hung, mora­li­schen Ver­let­zun­gen und zur Unter­stüt­zung der Fami­li­en von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen mit beson­de­rem Augen­merk auf die Kin­der fort­set­zen.

3.3 Kommunizieren

Ein gro­ßer Teil der guten Arbeit huma­nis­ti­scher Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger fin­det nicht in der Öffent­lich­keit statt. Das kann auch gar nicht anders sein, denn die Begeg­nun­gen fin­den immer in einem ver­trau­li­chen und pri­va­ten Rah­men statt. Im Hin­blick auf die Unter­stüt­zung der Seel­sor­ge ist es wich­tig, dass die Men­schen inner­halb und außer­halb der Streit­kräf­te wis­sen, dass es uns gibt und was wir tun. Zur Ver­bes­se­rung die­ser Unter­stüt­zung, wird eine Rei­he von Mit­teln ein­ge­setzt, um das Bewusst­sein für den Huma­nis­mus und die huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge zu stär­ken. Sozia­le Medi­en, Prä­sen­ta­tio­nen, Arti­kel, inter­na­tio­na­le Kon­tak­te und Momen­te des Nach­den­kens, wie zum Bei­spiel beim Natio­na­len Vete­ra­nen­tag, tra­gen alle zu einer erhöh­ten Auf­merk­sam­keit bei.

3.4 Qualitätssicherung

Eine wich­ti­ge Vor­aus­set­zung für die Qua­li­tät der Arbeit der Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge ist, dass die Aus- und Fort­bil­dung ein stän­di­ger Schwer­punkt ist. Dies ist wich­tig, um die Arbeit der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger auf­recht­zu­hal­ten, die zum Teil hohe Anfor­de­run­gen stellt. Zusam­men mit den ande­ren Diens­ten der Mili­tär­seel­sor­ge ist die Bedeu­tung einer guten Per­so­nal­be­treu­ung für alle Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger im Auge zu behal­ten. Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger, die in den Beruf ein­stei­gen, erhal­ten eine Men­to­rin oder einen Men­tor, die oder der ihnen zu Beginn ihrer Lauf­bahn bei Fra­gen zur Sei­te steht und sie unter­stützt.

Alle huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger sind Mit­glie­der einer Peer-Super­vi­si­ons­grup­pe und kön­nen auf Wunsch Super­vi­si­on in Anspruch neh­men. Am 1. Janu­ar 2016 ist die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge dem nie­der­län­di­schen Qua­li­täts­re­gis­ter für Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger bei­getre­ten. Alle fünf Jah­re müs­sen huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger genü­gend Beur­tei­lungs­punk­te erwor­ben haben, um ihre Arbeit aus­üben zu dür­fen. Dafür ist in ers­ter Linie der Seel­sor­ger bzw. die Seel­sor­ge­rin selbst ver­ant­wort­lich. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge för­dert die Aus- und Wei­ter­bil­dung ihrer Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger, indem sie unter ande­rem die finan­zi­el­len Mit­tel zur Ver­fü­gung stellt, um die Qua­li­tät auf­recht­zu­er­hal­ten. Um sicher­zu­stel­len, dass es auch in Zukunft genü­gend gut aus­ge­bil­de­te huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger gibt, und um die Aus­bil­dung und wei­te­re For­schung zu gewähr­leis­ten, wird der Kon­takt mit der Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en inten­si­viert. Inner­halb der Mili­tär­seel­sor­ge­diens­te wird auf die Kar­rie­re­po­li­tik inner­halb der Diens­te geach­tet. Dabei geht es um die Poli­tik gegen­über älte­ren Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter und die Tat­sa­che, dass Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger zuneh­mend nicht mehr ihr gan­zes Leben lang für den­sel­ben Arbeit­ge­ber tätig sind.

4. Wie geht die Humanistische Militärseelsorge vor?

4.1 Stärkung der Beziehung zum Humanistischen Verband der Niederlande

Die Grund­la­ge für die Arbeit der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger ist der Auf­trag, den sie vom Huma­nis­ti­schen Ver­band der Nie­der­lan­de erhal­ten. Bevor sie eine Anstel­lung bei den Streit­kräf­ten erhal­ten, wer­den sie von der Ernen­nungs­kom­mis­si­on befragt, die dar­über ent­schei­det, ob sie im Auf­trag des Ver­ban­des bei den Streit­kräf­ten arbei­ten dür­fen. Um die Bezie­hun­gen zum Huma­nis­ti­schen Ver­band der Nie­der­lan­de und zur huma­nis­ti­schen Bewe­gung wei­ter aus­zu­bau­en, wird ver­sucht, die Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger zur Teil­nah­me an einer Rei­he von Akti­vi­tä­ten zu ermu­ti­gen. Dazu könn­ten gehö­ren:

  • Teil­nah­me an jähr­li­chen Sym­po­si­en für Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger;
  • Besuch der Jah­res­haupt­ver­samm­lung des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de;
  • ein Fort­bil­dungs­pro­gramm für huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger, die nach eini­gen Jah­ren ihre Kennt­nis­se ver­tie­fen möch­ten;
  • Vor­trä­ge von Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­gern bei regio­na­len und loka­len Ver­an­stal­tun­gen des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de;
  • Ver­öf­fent­li­chung von Arti­keln und Kolum­nen der in den Streit­kräf­ten täti­gen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­gern in den Medi­en des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de;
  • Ein­la­dun­gen für Vor­stands­mit­glie­der, den Direk­tor und die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der natio­na­len Agen­tur zu Akti­vi­tä­ten der Huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge;
  • Gast­vor­trä­ge von Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­gern an der Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en;
  • Abschluss einer Ver­ein­ba­rung mit der Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en, damit auch in Zukunft eine aus­rei­chen­de Anzahl gut aus­ge­bil­de­ter Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger für die Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on rekru­tiert und aus­ge­wählt wer­den kann.

4.2 Zusammenarbeit mit der Verteidigungsorganisation

Gemein­sam mit dem Direk­tor und den Lei­tern der ande­ren Diens­te hat der lei­ten­de huma­nis­ti­sche Seel­sor­ger der Streit­kräf­te einen Sitz im Rat der Dienst­lei­ter. Die­ser Rat koor­di­niert die gemein­sam umzu­set­zen­de Poli­tik. Auf der Ebe­ne der Dienst­stel­len­lei­ter erfolgt eine enge Zusam­men­ar­beit hin­sicht­lich der Ein­satz­fä­hig­keit der Mili­tär­seel­sor­ger. In der Pra­xis arbei­ten die Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger aller Diens­te in den Ein­hei­ten, bei Übun­gen und Ein­sät­zen eng zusam­men. Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihre Fami­li­en sowie die gesam­te Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on kön­nen sich dar­auf ver­las­sen, dass inner­halb der Mili­tär­seel­sor­ge jeder Mensch den Hin­ter­grund des ande­ren respek­tiert und dass im Bedarfs­fall an Kol­le­gin­nen oder Kol­le­gen aus einer ande­ren Mili­tär­seel­sor­ge­ein­rich­tung ver­wie­sen wird.

Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge leis­tet dazu einen sicht­ba­ren und kon­struk­ti­ven Bei­trag. Im Herbst 2016 unter­brei­te­te sie einen Vor­schlag für eine gemein­sa­me Poli­tik im Bereich der mora­li­schen Bil­dung des mili­tä­ri­schen Per­so­nals. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge strebt eine maxi­ma­le Koor­di­nie­rung des ope­ra­ti­ven Ein­sat­zes der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­gern an. Auf poli­ti­scher Ebe­ne sucht die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge wei­ter­hin nach Ver­bes­se­rungs­mög­lich­kei­ten und Gele­gen­hei­ten zur Zusam­men­ar­beit.

Im Jahr 2019 hat die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge die Initia­ti­ve ergrif­fen, ein gemein­sa­mes Stra­te­gie­pa­pier für alle Diens­te zu erstel­len. Der Direk­tor der Mili­tär­seel­sor­ge spielt eine wich­ti­ge Rol­le bei der Ver­net­zung der Par­tei­en und der Umset­zung der Poli­tik. In Bezug auf die Haupt­per­so­nal­di­rek­ti­on trägt die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge auch zum Gedan­ken­aus­tausch dar­über bei, wie die Per­so­nal­po­li­tik auf dem neu­es­ten Stand gehal­ten wer­den kann, mit beson­de­rem Augen­merk auf die Fami­li­en der Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen.

4.3 Ausweitung und Internationalisierung

Län­der inner­halb und außer­halb Euro­pas inter­es­sie­ren sich dafür, wie die Mili­tär­seel­sor­ge im All­ge­mei­nen und die huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge im Beson­de­ren orga­ni­siert sind und wie sie zusam­men­ar­bei­ten. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge nimmt an der jähr­lich statt­fin­den­den Inter­na­tio­nal Mili­ta­ry Chief of Cha­p­lains Con­fe­rence teil. In den letz­ten Jah­ren hat die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge Kon­tak­te zu den ame­ri­ka­ni­schen, bri­ti­schen, deut­schen und nor­we­gi­schen huma­nis­ti­schen Ver­bän­den auf­ge­baut und gepflegt. Wir möch­ten die­ses Netz­werk aus­bau­en und die Kon­tak­te inten­si­vie­ren. Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne kön­nen die Nie­der­lan­de als Pio­nier­land der huma­nis­ti­schen Bewe­gung betrach­tet wer­den. Bei Aus­lands­mis­sio­nen kom­men huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger mit Mili­tär­seel­sor­ge­rin­nen und Mili­tär­seel­sor­ger aus ande­ren Län­dern in Kon­takt. Sie tau­schen sich aus und knüp­fen Kon­tak­te zu Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen aus ande­ren Län­dern.

Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge hat fest­ge­stellt, dass auch nicht­re­li­giö­se Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge nach einer huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge fra­gen, wenn deren Hin­ter­grund und Arbeits­wei­se geklärt sind. Auf der Jah­res­ta­gung 2011 der Inter­na­tio­nal Huma­nist and Ethi­cal Uni­on (jetzt Huma­nist Inter­na­tio­nal) hat die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge einen Antrag ein­ge­bracht, der zu einer ein­stim­mig ange­nom­me­nen Reso­lu­ti­on führ­te, in der alle Län­der, in denen es noch kei­ne huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge gibt, auf­ge­for­dert wer­den, eine sol­che ein­zu­rich­ten. Die Ein­füh­rung von huma­nis­ti­scher Mili­tär­seel­sor­ge in aus­län­di­schen Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­tio­nen wird der huma­nis­ti­schen Bewe­gung in den Nie­der­lan­den und dar­über hin­aus zugu­te­kom­men und sie stär­ken. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge leis­tet einen akti­ven Bei­trag, indem sie Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­ter er inter­na­tio­na­len huma­nis­ti­schen Bewe­gung in den Nie­der­lan­den emp­fängt und selbst Arbeits­be­su­che im Aus­land durch­führt.

4.4 Erarbeitung des Themas: moralische Bildung, moralische Verletzung und besondere Aufmerksamkeit für Kinder zu Hause

Einer der wich­tigs­ten Schwer­punk­te der Mili­tär­seel­sor­ge im All­ge­mei­nen und der huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge im Beson­de­ren ist die mora­li­sche Bil­dung des mili­tä­ri­schen Per­so­nals. Kon­kret bedeu­tet dies, dass den Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen Kur­se an den Aus­bil­dungs­stand­or­ten und im Aus­bil­dungs­zen­trum der Mili­tär­seel­sor­ge ange­bo­ten wer­den, die ihre Wider­stands­fä­hig­keit stär­ken. Mora­li­sche Bil­dung ist vor, wäh­rend und nach dem Ein­satz wich­tig, damit die Ange­hö­ri­gen der Streit­kräf­te wach­sen und ihre Erfah­run­gen in ihr eige­nes Leben inte­grie­ren kön­nen. Das gesam­te Ange­bot an Aus­bil­dungs­mög­lich­kei­ten zur mora­li­schen Bil­dung wird geprüft und in Abspra­che mit den Ange­hö­ri­gen der Streit­kräf­te und den Aus­bil­de­rin­nen und Aus­bil­dern den aktu­el­len Anfor­de­run­gen ange­passt. Als Teil davon wird dabei beson­de­res Augen­merk auf huma­nis­ti­sche Prin­zi­pi­en wie Eigen­ver­ant­wor­tung, Ver­nunft und Men­schen­wür­de gelegt.

Der zwei­te Aspekt in die­ser Betrach­tung ist die mora­li­sche Ver­let­zung. In Abspra­che mit der Uni­ver­si­tät für Huma­nis­ti­sche Stu­di­en wird die­ses The­ma in For­schung und Leh­re ein­ge­hend unter­sucht wer­den und sei­ne Bedeu­tung für Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge und Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen ana­ly­siert. Im Dezem­ber 2016 orga­ni­sier­te die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge ein inter­dis­zi­pli­nä­res Sym­po­si­um zum The­ma der mora­li­schen Ver­let­zung. Dar­aus erga­ben sich eine Rei­he von Akti­ons­punk­ten wie die Ver­öf­fent­li­chung einer Web­site mit Hin­wei­sen auf aktu­el­le Lite­ra­tur (www.moralinjury.nl), die Unter­su­chung des Kurs­an­ge­bots zur mora­li­schen Aus­bil­dung von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen und die För­de­rung von Ver­öf­fent­li­chun­gen zu die­sem The­ma.

Für die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge, aber auch für die ande­ren Mili­tär­seel­sor­ge­diens­te, ist das The­ma der mora­li­schen Ver­let­zung inter­es­sant, weil die Ein­sät­ze von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen in ein Nor­men- und Wer­te­sys­tem ein­ge­bet­tet sind, das in einem phi­lo­so­phi­schen oder reli­giö­sen Kon­text erklärt und dem ein Sinn gege­ben wer­den kann. Dar­über hin­aus bie­tet das The­ma mora­li­sche Ver­let­zung Ori­en­tie­rungs­hil­fen, ins­be­son­de­re für den Über­gang von zivi­lem zu mili­tä­ri­schem Per­so­nal sowie für den Über­gang von Vete­ra­nin oder Vete­ran zu Zivi­lis­tin oder Zivi­list. Und nicht zuletzt bie­tet das The­ma mora­li­sche Ver­let­zung Mög­lich­kei­ten, bei der Teil­nah­me an Ein­sät­zen auf spi­ri­tu­el­les Wachs­tum zu ach­ten.

Der drit­te Aspekt des The­mas, auf den sich der Dienst in den kom­men­den Jah­ren kon­zen­trie­ren wird, sind die Fami­li­en von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen, wobei den Kin­dern von Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen, die im Aus­land ein­ge­setzt wer­den, beson­de­re Auf­merk­sam­keit gewid­met wird. Kin­der sind eine Grup­pe, der bis­her wenig Auf­merk­sam­keit geschenkt wur­de, wenn es um die Aus­wir­kun­gen von Ein­sät­zen auf die Fami­li­en von Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen geht. In der Ver­gan­gen­heit gab es Ver­öf­fent­li­chun­gen für Kin­der in Form von Kin­der­bü­chern wie Het sprook­je van de dap­pe­re rid­der (Das Mär­chen vom tap­fe­ren Rit­ter), her­aus­ge­ge­ben von dem ehe­ma­li­gen huma­nis­ti­schen Kaplan Bart Hete­brij. 2018 haben wir ange­fan­gen, eine Woche lang mit Kin­dern von ent­sand­ten Mili­tär­an­ge­hö­ri­gen zu segeln.

Es gibt jedoch noch nicht viel Erfah­rung mit der Betreu­ung von Kin­dern in Form indi­vi­du­el­ler seel­sor­ge­ri­scher Beglei­tung. Der Dienst wird daher die psy­cho­lo­gi­sche und päd­ago­gi­sche Ent­wick­lung von Kin­dern unter­su­chen, die mit der Abwe­sen­heit eines Eltern­teils kon­fron­tiert sind.

Im Hin­blick auf das Ange­bot der Diens­te gibt es fol­gen­de Über­le­gun­gen: Bera­tung und Unter­stüt­zung der Eltern, Orga­ni­sa­ti­on von Tref­fen zur mora­li­schen Bil­dung von Kin­dern und För­de­rung der Zusam­men­ar­beit zwi­schen mili­tä­ri­schen Fami­li­en­ver­bän­den sowie den Seel­sor­ge­diens­ten der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on und dem nie­der­län­di­schen Vete­ra­nen­in­sti­tut.

4.5 Kommunikation

Um die Arbeit der Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge inner­halb der Streit­kräf­te bekannt zu machen, wird eine Kom­mu­ni­ka­ti­ons­po­li­tik ent­wi­ckelt. Die Nut­zung sozia­ler Medi­en ist ein zen­tra­ler Bestand­teil die­ser Poli­tik. Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihre Fami­li­en sind zuneh­mend in moder­nen Medi­en wie Face­book, Insta­gram und Twit­ter prä­sent. Auch eine ers­te Unter­stüt­zung ist über sozia­le Medi­en mög­lich. Anfra­gen nach indi­vi­du­el­ler Unter­stüt­zung gehen bereits auf die­sem Weg ein. Sozia­le Medi­en zei­gen auch, was Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihre Fami­li­en inter­es­siert, und kön­nen von der Huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge genutzt wer­den, um ihre Ange­bo­te zu kom­mu­ni­zie­ren.

Der Dienst hat posi­ti­ve Erfah­run­gen mit Your Song gemacht. Bei die­sem Pro­jekt erzäh­len Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen ihre Geschich­te, die dann ver­tont wird. Die­ses Pro­jekt hat­te gro­ße Bedeu­tung. Es wird über­legt, das Pro­jekt fort­zu­set­zen, um aus der Ver­gan­gen­heit zu ler­nen. Neben der Nut­zung sozia­ler Medi­en wird die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge die Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger ermu­ti­gen, häu­fi­ger über ihre Arbeit zu schrei­ben und Vor­trä­ge in den loka­len Abtei­lun­gen des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des der Nie­der­lan­de zu hal­ten. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge wird auch den Kon­takt zu den Medi­en pfle­gen, und zwar nicht nur zu den Medi­en inner­halb der Ver­tei­di­gungs­or­ga­ni­sa­ti­on und der huma­nis­ti­schen Bewe­gung, son­dern auch zu exter­nen Medi­en wie der Zeit­schrift Libel­le, dem Filoso­fie Maga­zi­ne und dem Plus Maga­zi­ne.

5. Fazit

Am 1. Sep­tem­ber 2024 fei­ert die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge ihr sech­zig­jäh­ri­ges Bestehen. Für die Zukunft strebt die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge an, ihre Posi­ti­on inner­halb der Streit­kräf­te und dar­über hin­aus wei­ter zu sta­bi­li­sie­ren und aus­zu­bau­en. Die Posi­tio­nie­rung der Huma­nis­ti­schen Mili­tär­seel­sor­ge ist der­zeit gut, aber es gibt immer Raum für Ver­bes­se­run­gen. Inner­halb der Streit­kräf­te könn­ten zum Bei­spiel die Prin­zi­pi­en des Huma­nis­mus noch stär­ker in den Vor­der­grund gerückt wer­den. Jun­ge Men­schen, die in die Streit­kräf­te ein­tre­ten, sind sich nicht immer bewusst, was Welt­an­schau­ung bedeu­tet und wie sie ihr per­sön­li­ches Leben beein­flusst. Glau­be, Reli­gi­on und Welt­an­schau­ung wer­den heu­te oft als Pri­vat­sa­che betrach­tet und in der Erzie­hung nicht mehr expli­zit the­ma­ti­siert.

Das Bewusst­sein für die Arbeit der huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­rin­nen und Seel­sor­ger könn­te auch bei den poli­ti­schen Ver­ant­wort­li­chen und den Ent­schei­dungs­trä­ge­rin­nen und Ent­schei­dungs­trä­gern des Ver­tei­di­gungs­mi­nis­te­ri­ums geschärft wer­den. Dies ist not­wen­dig, um die Unter­stüt­zung für die­se Arbeit auf­recht­zu­er­hal­ten. Bei der Erfül­lung ihrer Auf­ga­ben strebt die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge eine Posi­ti­on an, in der sie als zuver­läs­si­ger Part­ner wahr­ge­nom­men wird, der einen wich­ti­gen Mehr­wert für das Per­so­nal­be­treu­ungs­sys­tem der Streit­kräf­te bie­tet.

Inner­halb der Mili­tär­seel­sor­ge gilt die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge als einer der drei gro­ßen Seel­sor­ge­diens­te, die für einen sicht­ba­ren Bei­trag zur Aus­rich­tung der Seel­sor­ge in den Streit­kräf­ten ver­ant­wort­lich sind. Das bedeu­tet, dass die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge nicht nur einen Bei­trag auf der Grund­la­ge der huma­nis­ti­schen Welt­an­schau­ung leis­tet, son­dern auch Ver­ant­wor­tung für die ope­ra­ti­ve Lei­tung der Mili­tär­seel­sor­ge all­ge­mein über­nimmt und trägt. Zu die­sem Zweck arbei­tet die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge kon­struk­tiv mit den Ver­tre­te­rin­nen und Ver­tre­tern ande­rer Glau­bens­rich­tun­gen und Welt­an­schau­un­gen inner­halb der Streit­kräf­te zusam­men. Der Huma­nis­ti­schen Mili­tär­see­sor­ge kommt eine Schlüs­sel­rol­le zu.

Auf inter­na­tio­na­ler Ebe­ne ist die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge ein Vor­bild für ande­re Län­der, die noch kei­nen huma­nis­ti­schen Seel­sor­ge­dienst in ihren Streit­kräf­ten haben. Huma­nis­tin­nen und Huma­nis­ten sind der­zeit in Län­dern wie den Ver­ei­nig­ten Staa­ten, Groß­bri­tan­ni­en, Deutsch­land, Nor­we­gen und ins­be­son­de­re Kana­da aktiv, um huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge in ihren Streit­kräf­ten ein­zu­füh­ren. Die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge freut sich, dass am 1. Febru­ar 2017 eine huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin in der nor­we­gi­schen Armee (Ida Hen­rik­sen) und am 18. Mai 2022 eine huma­nis­ti­sche Seel­sor­ge­rin in Kana­da (Marie-Clai­re Kha­dij) ihren Dienst auf­ge­nom­men haben. In den kom­men­den Jah­ren möch­te die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge ihr Wis­sen und ihre Exper­ti­se akti­ver in ande­re Län­der tra­gen, um eine eng­ma­schi­ge inter­na­tio­na­le Basis für die huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge für Mili­tär­an­ge­hö­ri­ge, Vete­ra­nin­nen und Vete­ra­nen und ihre Fami­li­en zu schaf­fen.

Die Über­set­zung aus dem Eng­li­schen stammt von Bir­ger Hoyer.

Literatur

  • Beg­in­sel­ver­kla­ring, Sta­tu­ten Huma­nis­tisch Ver­bond, Huma­nis­tisch Ver­bond, Ams­ter­dam, 2005
  • Con­tou­ren van nieuw beleid, Huma­nis­tisch Geest­e­li­jke Ver­zor­ging, Den Haag, 2000
  • Eigen­tijds Huma­nis­me, Huma­nis­tisch Ver­bond, 2010
  • Func­tion­ele kaders Geest­e­li­jke Ver­zor­ging bij Defen­sie, Prin­ci­pal Direc­tor of Per­son­nel, Den Haag, 2011
  • Huma­nis­me, Gas­en­beek und Win­kel­a­ar, Kam­pen, 2009
  • Meer­ja­ren­be­leids­plan Huma­nis­tisch Ver­bond 20122017, Huma­nis­tisch Ver­bond, Ams­ter­dam, 2012
  • Na de mis­sie, Michae­la Schok und Erwin Kamp, Doorn, Juni 2016
  • Onderz­oek God in Neder­land, Rad­boud Uni­ver­si­tät und Uni­ver­si­tät von Ams­ter­dam, Utrecht, März 2016
  • Over­le­ving­sgids voor vrij­den­kers, Huma­nis­tisch Geest­e­li­jke Ver­zor­ging, Den Haag, August 2014

Weitere Informationen

Möch­ten Sie mehr über die Huma­nis­ti­sche Mili­tär­seel­sor­ge in den Nie­der­lan­den erfah­ren?
Web­site: www.dgv.nl
Face­book: https://www.facebook.com/humgv/
Tele­fon: +31 (0)70 3166289
E‑Mail: EA.Kamp@mindef.nl


Möch­ten Sie mehr über den Huma­nis­ti­schen Ver­band der Nie­der­lan­de erfah­ren?
Web­site: www.humanistischverbond.nl
Face­book: https://www.facebook.com/HumanistischVerbond/
Twit­ter: https://twitter.com/humanverbond
Tele­fon: +31 (0)20 5219000
E‑Mail: info@humanistischverbond.nl

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