Die humanistische Jugendfeier markiert den Übergang von der Kindheit zum Erwachsensein und vermittelt dabei zentrale humanistische Werte wie Toleranz, Selbstbestimmung, Verantwortung und Solidarität. In Deutschland feiern junge Menschen schon seit 1852 den Beginn des Übergangs ins Erwachsenenleben mit ihren Familien – außerhalb der Kirchen. Diese Tradition bietet eine bedeutsame Alternative zur Konfirmation und wird von immer mehr 14-Jährigen gewählt. Nach der Teilnahme an einem inhaltlichen Vorbereitungsprogramm findet eine Festveranstaltung mit der ganzen Familie statt.
Unsere Landes- und Regionalverbände in ganz Deutschland bieten die beliebten Jugendfeiern an und tragen damit zur humanistischen Feierkultur bei. Diese Kultur zeigt, dass es einen großen Wunsch nach Austausch und Begegnung gibt. Die humanistischen Werte werden besonders in der persönlichen Begegnung gelebt und sichtbar. Menschlichkeit entfaltet sich im Zusammenkommen und in der Beziehung zu anderen.
Von Mai bis Juli 2024 fanden beim Humanistischen Verband Deutschlands wieder zahlreiche Jugendfeiern statt. Allein unter dem Dach des HVD Berlin-Brandenburg nahmen 7.727 Jugendliche an den Feiern teil, davon 2.863 in Berlin. Bei den Humanisten Baden-Württemberg feierten in diesem Jahr acht Jugendliche ihr Erwachsenwerden. Der HVD in Bremen begrüßte in diesem Jahr zehn Jugendliche zur Jugendfeier. Bei der Humanistischen Gemeinschaft Hessen feierten 18 Jugendliche ihr Erwachsenwerden und beim HVD Niedersachsen 43 Jugendliche. Veranstaltet vom HVD Nordrhein-Westfalen haben im Mai insgesamt 35 Jugendliche an den Feiern in Bielefeld, Dortmund, Köln und Wuppertal teilgenommen. Somit feierten in diesem Jahr insgesamt 7.841 Jugendliche mit ihren Familien den Übergang von der Kindheit zum Erwachsenenalter.
Im Folgenden dokumentieren wir die Meldungen und Berichte unserer Landesverbände zu den diesjährigen Jugendfeiern. In Kürze werden wir auch eine Auswahl der wertvollen Reden veröffentlichen, die an diesem besonderen Tag gehalten wurden. Allen Jugendlichen noch einmal herzlichen Glückwunsch!
Anmeldungen für die Jugendfeier 2025 sind bereits jetzt über die Landesverbände des Humanistischen Verbandes Deutschlands möglich.
HVD Niedersachsen: Jugendfeier in Hannover
Am Sonntag, den 2. Juni 2024, hat die 138. Jugendfeier des Humanistischen Verbandes Deutschlands Niedersachsen in Hannover stattgefunden. 43 Junge Humanistinnen und Humanisten aus Hannover und der Region haben mit mehr als 500 Gästen im Theater am Aegi ihren Einstieg ins Erwachsenwerden gefeiert. Grußworte hielten der Präsident des HVD Niedersachsen, Guido Wiesner, sowie der Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover, Thomas Klapproth. Darin sprachen sie den Jugendlichen gute Wünsche aus und gaben Tipps für den neuen Lebensabschnitt. Zum Rahmenprogramm gehörten eigene Beiträge der JuHus sowie eine Festrede des Slam-Poeten Tobi Kunze. Die Feier wurde musikalisch begleitet durch die Band The Ellingtones. Die Jugendfeier steht in der Tradition der Jugendweihe und ist eine religionsfreie Alternative zur Konfirmation und Firmung. Sie wird in Niedersachsen seit 1886 veranstaltet. Das Besondere an der Jugendfeier des HVD Niedersachsen: Die Feier wird von den Jugendlichen selbst gestaltet. Auch in den Vorbereitungs-Workshops geht es ausschließlich um die Themen, die für die Feierlinge interessant sind. „Wir bieten den Jugendlichen Gemeinschaft und Begleitung in einem wichtigen Lebensabschnitt“, erklärt Sascha Jankowski, Jugendbildungsreferent des HVD Niedersachsen. „Bei den Jungen Humanisten erfahren sie einen Raum für Begegnung, Mitbestimmung und gesellschaftlicher Teilhabe, der sich an ihren Interessen orientiert. Sie können sich aktiv bei eigenen Projekten, Bildungsseminaren und Jugendtreffen einbringen sowie Selbstbestimmung leben und erleben.“
HVD Berlin-Brandenburg: Jugendfeiern in Berlin und Brandenburg
Der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg blickt wieder auf erfolgreiche JugendFEIER-Saison zurück. „Wir konnten erneut mehr jugendliche Teilnehmer*innen und Gäste bei unseren diesjährigen JugendFEIERn verzeichnen. Es zeigt sich seit Jahren ein konstanter Trend, über den wir uns sehr freuen und der das Konzept unserer JugendFEIER-Veranstaltungen bestätigt“, bilanziert Katrin Raczynski, Vorstandsvorsitzende des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg, die gerade zu Ende gegangene JugendFEIER-Saison in Berlin und Brandenburg. 7.374 Jugendliche haben von April bis Juni zusammen mit ihren Angehörigen – insgesamt 52.000 Gästen – an unseren insgesamt 107 Veranstaltungen an 27 Orten teilgenommen. Katrin Raczynski: „Damit sind wir in Berlin und Brandenburg der größte Anbieter von Übergangsfeiern für Jugendliche.“ In Berlin nahmen in dieser Saison 2.700 Jugendliche mit ihren Angehörigen – insgesamt 22.000 Gäste – an 16 JugendFEIER-Veranstaltungen im Friedrichstadtpalast und in der Philharmonie teil. In Brandenburg nahmen 4.674 Jugendliche mit ihren Angehörigen – insgesamt 30.000 Gäste – an 91 JugendFEIER-Veranstaltungen teil. Die 25 Veranstaltungsorte lagen dort in Potsdam, Brandenburg a.d.H. und den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin, Barnim, Havelland, Märkisch-Oderland, Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming, Dahme-Spreewald und Oder-Spree. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr der Veranstaltungsort Cottbus. Der Regisseur Andreas Dreesen und die rbb-Moderatorin Janna Falkenstein hatten für die JugendFEIERn Grußbotschaften per Video geschickt. 245 ehrenamtliche Helfer*innen kümmerten sich neben den hauptamtlichen Beschäftigten des Verbandes um den reibungslosen Ablauf aller Veranstaltungen. Thomas Fehse, Abteilungsleiter Jugend beim Humanistischen Verband Berlin-Brandenburg: „Ich kann den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeiter*innen nicht genug für diese großartige Leistung danken. Sie haben den Jugendlichen einen unvergesslich schönen Tag bereitet, mit dem das einjährige Vorbereitungsprogramm seinen krönenden Abschluss fand.”
Humanistische Gemeinschaft Hessen: Jugendfeier in Neu-Isenburg
Liebe Mitglieder, liebe Leser*innen, auch in diesem Jahr haben wir in Neu-Isenburg wieder Jugendfeiern durchgeführt. Neben dem humanistischen Gedanken steht bei uns die Gemeinschaft und jeder einzelne Jugendfeierling im Fokus. In der Vorbereitung absolvieren die Jugendlichen ein festes Programm aus fünf Vorbereitungsterminen, in dem unter anderem Demokratie, Gefahren durch Radikalisierung, die Historie der Jugendfeier, aber eben auch das eigenständige Denken aller Teilnehmer*innen Teil der Diskussionen sind. Unsere Jugendfeiern wurden zuletzt immer in Neu-Isenburg ausgetragen und legen Wert auf eine persönliche Atmosphäre. Die Jugendlichen haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen und Erlebnisse mit anderen zu teilen und sich gegenseitig zu inspirieren. Jede*r hält eine kleine Rede zu einem selbst ausgesuchten Zitat mit eigenen Erfahrungen und Meinungen. Das ist sicherlich der emotionalste Teil der Jugendfeier in Hessen und sorgt regelmäßig für Tränen der Rührung unter den rund 170 Gästen. In diesem Jahr richteten wir zwei Jugendfeiern mit insgesamt 18 Jugendlichen aus. Während die Vorbereitung für alle gemeinsam stattfindet, werden die Feiern selbst in kleineren Gruppen durchgeführt, damit alle zu Wort kommen können. Anmeldungen für die Jugendfeier 2025 sind auf unserer Webseite bereits möglich, die Informationsveranstaltungen finden am 30. und 31. August online und in Neu-Isenburg statt. Zur Jugendfeier 2024 gratulieren wir: Arthur, Charlotte, Constantin, Edward, Finja, Henry, Isabel, Jakob, Vincent, Lena, Louis, Martha, Maxime, Mieke, Nevio, Oskar, Sofia und Tibor.
HVD Nordrhein-Westfalen: Jugendfeier in Bielefeld
Der historische Saal in der Spinnerei Ravensberg ist groß, aus Gründen des Brandschutzes dürfen maximal 199 Personen in diesen Saal. Zur Jugendfeier am 18.05. war der Saal bis auf den letzten Platz besetzt. Zu der Musik von Andreas Burani „Ein Hoch auf Uns“ zogen die Jugendlichen feierlich ein, alle erhoben sich von ihren Plätzen, es wurde feierlich und ernst – eine Ernsthaftigkeit, die dann schnell verschwand, als Felix Schulz und Jona Sauerzapfe die Bühne betraten und als Moderierende die Anwesenden begrüßten. Mit ihren Beiträgen haben die Jugendlichen eine gute Balance gefunden zwischen spielerischen Elementen wie einem Ratespiel zu Jugendwörtern, einem Quiz zu Kinderfotos und sehr nachdenklichen Beiträgen wie der Rede zum Erwachsenwerden von Greta König oder dem Beitrag „Willkommen im Leben“ von Nele Gürtler. Beiträge, die zurecht viel Applaus bekamen. Das Duo FLUZ (Nele Immer und Nils Rabente) begleitete die Jugendfeier musikalisch. Für die 13 Jugendlichen wurde diese Jugendfeier zu einem herausragenden Ereignis, bei dem viele der anwesenden Eltern von der Leistung ihrer Kinder überrascht waren, zumal alle sich am Bühnenprogramm mit Beiträgen beteiligten. Das Gedicht von Laura Paffenholz bildete einen Kontrast zu dem spielerischen Beitrag, bei dem die Anwesenden anhand von Babyfotos die Jugendlichen erkennen sollten. Der Sprecher in Ostwestfalen-Lippe, Jimmy Ahrweiler, hielt in diesem Jahr die Festrede, bei der er sich, wie auch die Grußwort-Sprecher*innen Elke Krämer und Holm Sternbacher, von den Beiträgen der Jugendlichen beeindruckt zeigte. Nach knapp 1,5 Stunden war die Feier zu Ende. Nach zwei Vorbereitungswochenenden und mehreren Treffen in der Bürgerwache in Bielefeld endete die gemeinsame Vorbereitungszeit für die Jugendfeier. Ein Nachtreffen zum Wiedersehen ist aber schon geplant: vom 25. bis 27. Oktober.
Thomas Oppermann
HVD Nordrhein-Westfalen: Jugendfeier in Dortmund
Mit kräftigem Gitarrenrock hat Oliver Hermsen die Jugendfeier in Dortmund begleitet. Die Aula in der Adolf-Schulte-Schule in Aplerbeck bildete den geeigneten Rahmen für die kleine, aber sehr feine Jugendfeier in diesem Jahr in Dortmund. Antonia Beckmann und Emil Treder feierten in diesem Jahr ihre Jugendfeier in Dortmund. Zur Vorbereitung trafen sich Antonia und Emil häufiger mit Jens Hebebrand, nahmen aber auch an den Wochenenden zusammen mit den Jugendlichen aus Ostwestfalen-Lippe in der Wewelsburg oder in Welper teil. Am 8. Juni war es dann so weit, etwas ungewöhnlich mit nur zwei Teilnehmenden, aber es gelang, eine feierliche und ernste Atmosphäre zu erzeugen, was auch an Antonia und Emil lag, die als Moderierende sehr souverän durch ihre Jugendfeier führten. Elke Krämer, Vizepräsidentin der HVD NRW, hielt ein Grußwort des Landesverbandes, ergänzt um das Grußwort der Dortmunder Gemeinschaft von Heike Horka. Jens Hebebrand hielt die Festrede.
Thomas Oppermann
HVD Nordrhein-Westfalen: Jugendfeier in Köln
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge betrachte ich unsere diesjährige Jugendfeier.
Mit dem lachenden Auge sehe ich die Vorbereitungszeit, die Gruppendynamik, die wieder mal eine Gruppe im wahrsten Sinne des Wortes geprägt hat. Die eigenen Beiträge der Jugendlichen zum Programmablauf. Die inhaltlichen Schwerpunkte zu Weltreligionen und Humanismus, Sexualität und Suchtverhalten, mit den Themen Verantwortung übernehmen für die Umwelt, für die Familie, für sich selbst und für den Erhalt der Demokratie. Nie hätte ich in den zurückliegenden Jahren gedacht, dass wir eine gesonderte Einheit zum Erhalt der Demokratie anbieten müssten, doch das Auftreten der AfD mit ihren massiven Angriffen auf eben diese machte dies nötig. Angeregt durch eine Lesung des Philosophen Jan Ludwig aus seinem Buch „Demokratie!“ bei der diesjährigen lit.kid.cologne, entstand eine Arbeitseinheit, in der anschaulich erklärt wurde, wie unsere Demokratie aufgebaut ist und was eine funktionierende Demokratie benötigt. Wir haben Argumente gegen Demokratie beleuchtet und diese entkräftet. Im Gespräch mit den Jugendlichen konnten wir aufzeigen, was jede:r Einzelne tun kann, um die Grundrechte zu wahren und die Demokratie zu schützen. Ein Highlight im Gedächtnis der Jugendlichen war der gemeinsame Wochenendaufenthalt mit den Wuppertaler Jugendlichen im Naturfreundehaus Holsterbachtal. Dieser fand positive Erwähnung in der Rede und in der Präsentation im Rahmen der Jugendfeier. Das weinende Auge ist mein offizieller Abschied aus dem operativen Geschehen. Mit emotionalen Worten von Susanne Petersen und Ralf Osenberg als Repräsentant des Landesvorstands wurde an die zurückliegenden 34 Jahre erinnert, in denen ich zahlreiche Jugendfeiern als Hauptamtlicher und Ehrenamtler in mehreren NRW-Städten geleitet oder begleitet habe.
Dieter Grützner
HVD Nordrhein-Westfalen: Jugendfeier Wuppertal
Auch dieses Jahr fand in Wuppertal wieder eine Jugendfeier statt. Die drei Jugendlichen Marlene Berkel, Naja Bischof und Henri Bougre taten am 8. Juni im Wuppertaler Kulturzentrum die börse einen Schritt in die Welt der Erwachsenen. In den Vorbereitungswochenenden setzten sie sich mit den ernsten Themen Sucht, Gesundheit, Sexualität und der Geschichte des Nationalsozialismus auseinander. Jetzt erzählten sie ihren Familien, was sie gelernt hatten, und zeigten ihre Talente in kleinen Aufführungen. Martin Bauer begleitete wie jedes Jahr die Feier mit seinen emotionalen Liedern zur Gitarre. Mehrere Gäste aus der Politik und unserem Verband brachten den Jugendlichen ihre Glückwünsche dar. Dabei betonten die Redner*innen allesamt die Bedeutung der Demokratie angesichts der Europawahl am folgenden Tag. Mit einer Rose, einem Buch zum Humanismus und einer Urkunde als Andenken gingen die Jugendlichen aus diesem gelungenen Vormittag.
Sebastian Schumacher