Suche
Editorial von Florian Zimmermann

Aktivismus: Humanismus, der sich einmischt

| von
Cover diesseits Ausgabe 126
Cover diesseits Ausgabe 126
Ausgabe 126 der diesseits widmet sich dem Thema Aktivismus, zeigt verschiedene Formen und Möglichkeiten des aktivistischen Engagements und porträtiert Menschen, die sich für Frauenrechte, Umwelt- und Klimaschutz einsetzen oder gegen Rassismus, Gewalt und Menschenfeindlichkeit kämpfen.

Lie­be Leser*innen,

die neue Dop­pel­aus­ga­be der dies­seits ist ganz schön umfang­reich gewor­den. Beim Titel­the­ma Akti­vis­mus über­rascht das nicht. Es gibt eine Viel­zahl unter­schied­li­cher The­men und Mög­lich­kei­ten, sich zu enga­gie­ren. Und liegt nicht in jedem sozia­len Enga­ge­ment etwas zutiefst Huma­nis­ti­sches? Egal, ob wir für sexu­el­le Selbst­be­stim­mung oder Umwelt­schutz auf die Stra­ße gehen, uns für benach­tei­lig­te Men­schen oder Tier­rech­te stark machen, uns für bes­se­re Lebens­be­din­gun­gen in ande­ren Län­dern oder in unse­rer eige­nen Regi­on ein­set­zen: Wir fol­gen der Hoff­nung, gemein­sam eine bes­se­re Welt schaf­fen zu kön­nen und ver­las­sen uns nicht auf höhe­re Mäch­te oder das Schick­sal als ein­fa­che Ant­wort auf kom­ple­xe Fra­gen.

„Huma­nis­mus im 21. Jahr­hun­dert muss prak­tisch sein“, sag­te Frie­der Otto Wolf ein­mal, Phi­lo­soph und lang­jäh­ri­ger Prä­si­dent des Huma­nis­ti­schen Ver­ban­des Deutsch­lands. „Denn ein Huma­nis­mus, dem die Lei­den von Men­schen egal sind oder der sie gar auf­grund angeb­lich ›höhe­rer Zie­le‹ for­dert oder auch nur in Kauf nimmt, kann kein wirk­li­cher Huma­nis­mus sein.“

Auch des­we­gen moti­viert es mich immer wie­der, zu sehen, wie­viel prak­ti­sche Arbeit durch Humanist*innen geleis­tet wird. Reden und Posi­ti­ons­pa­pie­re allein brin­gen uns nicht wei­ter. Oder wie Erich Käst­ner gesagt hat: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“

Dabei muss Akti­vis­mus nicht immer eine gro­ße Bewe­gung oder eine lang­fris­ti­ge Ver­pflich­tung dar­stel­len. Manch­mal reicht es bereits, dar­auf zu ach­ten, wie wir uns oder wie sich Men­schen in unse­rer direk­ten Umge­bung ver­hal­ten. Die eige­nen Vor­ur­tei­le und Hand­lungs­wei­sen zu hin­ter­fra­gen und zu ver­än­dern, den Mund auf­zu­ma­chen gegen Stamm­tisch­pa­ro­len oder sich schüt­zend einem Mit­men­schen an die Sei­te zu stel­len, kann bereits huma­nis­ti­sches Enga­ge­ment sein. Und den größ­ten Ein­fluss haben wir immer noch auf unser eige­nes Han­deln.

In die­sem Sin­ne wün­sche ich eine moti­vie­ren­de und inspi­rie­ren­de Lek­tü­re der neu­en dies­seits.

Mit huma­nis­ti­schen Grü­ßen
Flo­ri­an Dort

Inhalt teilen

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Meistgelesen

Ähnliche Beiträge

Freitagssalon_Humanismus-Naturalismus
Humanistischer Freitagssalon
Humanismus und Naturalismus am 27. September mit Julian Nida-Rümelin
Am Freitag, 27. September, um 18 Uhr spricht der Philosoph Julian Nida-Rümelin zum Thema Humanismus und Naturalismus. Der digitale Humanistische Freitagssalon steht allen Interessierten offen. Herzlich willkommen!
Beitrag lesen »
Menschenrechte
Zur deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik
Menschenrechte gelten nicht nur ab und zu!
Die bürgerlichen Parteien konnten einmal Demokratie. Jetzt laufen sie Gefahr, ihren Anspruch zu verlieren. Sie sollten die Menschenrechte noch einmal studieren. Menschenrechte gelten nicht nur ab und zu! Und die Menschenrechte gelten für alle! Man kann sich nicht aussuchen, für wen sie gelten sollen.
Beitrag lesen »
Jamel
Jamel rockt den Förster
Humanist*innen rocken gegen Rechts
Die diesjährige Ausgabe des Festivals „Jamel rockt den Förster“ hat am 30. und 31. August stattgefunden. Auch der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg war mit einem Infostand dabei.
Beitrag lesen »
rasa-kasparaviciene-cASFKmMkJ6E-unsplash
Manfred Isemeyer im Gespräch
Das Gedächtnis der humanistischen Bewegung
Seit Oktober 2018 arbeitet der Historische Arbeitskreis (HAK), der auf Wunsch von Präsidium und Vorstand des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg ins Leben gerufen wurde. Manfred Isemeyer koordiniert den HAK und erläutert, warum die Frage nach den Wurzeln für ihn persönlich sowie für den Verband wichtig ist. 
Beitrag lesen »
Nach oben scrollen