Liebe Leser*innen,
die neue Doppelausgabe der diesseits ist ganz schön umfangreich geworden. Beim Titelthema Aktivismus überrascht das nicht. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Themen und Möglichkeiten, sich zu engagieren. Und liegt nicht in jedem sozialen Engagement etwas zutiefst Humanistisches? Egal, ob wir für sexuelle Selbstbestimmung oder Umweltschutz auf die Straße gehen, uns für benachteiligte Menschen oder Tierrechte stark machen, uns für bessere Lebensbedingungen in anderen Ländern oder in unserer eigenen Region einsetzen: Wir folgen der Hoffnung, gemeinsam eine bessere Welt schaffen zu können und verlassen uns nicht auf höhere Mächte oder das Schicksal als einfache Antwort auf komplexe Fragen.
„Humanismus im 21. Jahrhundert muss praktisch sein“, sagte Frieder Otto Wolf einmal, Philosoph und langjähriger Präsident des Humanistischen Verbandes Deutschlands. „Denn ein Humanismus, dem die Leiden von Menschen egal sind oder der sie gar aufgrund angeblich ›höherer Ziele‹ fordert oder auch nur in Kauf nimmt, kann kein wirklicher Humanismus sein.“
Auch deswegen motiviert es mich immer wieder, zu sehen, wieviel praktische Arbeit durch Humanist*innen geleistet wird. Reden und Positionspapiere allein bringen uns nicht weiter. Oder wie Erich Kästner gesagt hat: „Es gibt nichts Gutes. Außer man tut es.“
Dabei muss Aktivismus nicht immer eine große Bewegung oder eine langfristige Verpflichtung darstellen. Manchmal reicht es bereits, darauf zu achten, wie wir uns oder wie sich Menschen in unserer direkten Umgebung verhalten. Die eigenen Vorurteile und Handlungsweisen zu hinterfragen und zu verändern, den Mund aufzumachen gegen Stammtischparolen oder sich schützend einem Mitmenschen an die Seite zu stellen, kann bereits humanistisches Engagement sein. Und den größten Einfluss haben wir immer noch auf unser eigenes Handeln.
In diesem Sinne wünsche ich eine motivierende und inspirierende Lektüre der neuen diesseits.
Mit humanistischen Grüßen
Florian Dort