Käthe Kollwitz (8. Juli 1867 – 22. April 1945)

Ein Leben für die Kunst und die Menschlichkeit

| von
Evelin Frerk
Vor 80 Jahren, am 22. April 1945, starb Käthe Kollwitz. Als Künstlerin machte sie das Leid der Armen und die Schrecken des Krieges sichtbar – und wurde selbst zur Verfolgten in einer Zeit politischer Unterdrückung.

Käthe Koll­witz war Gra­fi­ke­rin, Male­rin und Bild­haue­rin und zähl­te zu den berühm­tes­ten deut­schen Künst­le­rin­nen des 20. Jahr­hun­derts. Am 8. Juli 1867 wur­de sie als Käthe Schmidt in Königs­berg (Preu­ßen) als fünf­tes Kind der Fami­lie eines Mau­rer­meis­ters gebo­ren. Als sie vier­zehn Jah­re alt war, ermög­lich­ten ihre Eltern ihr Unter­richt bei einem Kup­fer­ste­cher und einem Maler sowie das Stu­di­um an Künst­le­rin­nen­schu­len in Ber­lin und Mün­chen. Die Aus­bil­dung an einer Kunst­aka­de­mie blieb ihr als Frau ver­sperrt. Nach­dem sie 1891 den sozi­al­de­mo­kra­ti­schen Armen­arzt Karl Koll­witz gehei­ra­tet hat­te, leb­te das Paar mit sei­nen bei­den Söh­nen im Ber­li­ner Arbei­ter­vier­tel Prenz­lau­er Berg.

Auf zum Teil erschre­ckend rea­lis­ti­sche Art stell­te Käthe Koll­witz in ihren Wer­ken das Elend der Armen und Unter­drück­ten dar. Sie wur­de eine her­vor­ra­gen­de sozi­al­kri­ti­sche Gra­fi­ke­rin, Bild­haue­rin und Male­rin und erhielt zahl­rei­che Aus­zeich­nun­gen im In- und Aus­land. Die Auf­nah­me­kom­mis­si­on der könig­li­chen Aka­de­mie hat­te ihren Zyklus „Weber­auf­stand“ 1898 zur gro­ßen Ber­li­ner Kunst­aus­stel­lung zuge­las­sen. Kai­ser Wil­helm II. lehn­te es jedoch ab, ihn mit der Gol­de­nen Medail­le aus­zu­zeich­nen, weil er von einer Frau stamm­te. Wäh­rend des Ers­ten Welt­kriegs setz­te sich Koll­witz nach dem Ver­lust ihres jün­ge­ren Soh­nes vor allem mit Krieg und Tod aus­ein­an­der. Sie fer­tig­te u. a. Pla­ka­te gegen den Abtrei­bungs­pa­ra­gra­fen 218 und gegen den Krieg an. Nach­dem sie 1933 einen Appell für die Arbei­ter­ein­heits­front gegen den Hit­ler-Faschis­mus unter­zeich­net hat­te, muss­te sie aus der Aka­de­mie der Küns­te aus­tre­ten, die Lei­tung der Meis­ter­klas­se wur­de ihr ent­zo­gen, sie war Ver­hö­ren aus­ge­setzt, bekam fak­tisch Aus­stel­lungs­ver­bot und ihre Kunst­wer­ke wur­den als „ent­ar­tet“ ver­bannt. Vie­le Dru­cke und Druck­plat­ten wur­den 1943 bei einem Bom­ben­an­griff zer­stört. Sie starb kurz vor Ende des Zwei­ten Welt­kriegs am 22. April 1945 in Moritz­burg bei Dres­den.

Lite­ra­tur:
Gise­la Notz: Käthe Koll­witz (1867 – 1945), in: diess.: Weg­be­rei­te­rin­nen. Berühm­te, bekann­te und zu Unrecht ver­ges­se­ne Frau­en aus der Geschich­te, Neu-Ulm 2020, S. 100–101.
Käthe Koll­witz: „Ich will wir­ken in die­ser Zeit“, Ber­lin 1952.

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