Meine letzten Bilder der stets zugänglichen und engagierten Ursula speisten sich aus unserer letzten Landesversammlung von Anfang Mai 2023, wo sie als ihre letzte Amtstat die Versammlungsleitung übernahm – wie immer übernahm sie solche Verpflichtungen geradezu selbstverständlich, weil ihr unser Verband viel bedeutet hat. Danach wollte sie kürzer treten, sich endlich noch intensiver um Ihre geliebten Enkelkinder kümmern und mehr Zeit für Ihren Mann, die gemeinsamen Kinder und die geteilte Reiselust haben. Dass ihr hierfür nur etwa ein halbes Jahr blieb, lässt die Trauer um diesen herben menschlichen Verlust noch tiefer spüren.
Ursula Marx war von jeher ein Mensch, der für andere da war und dem das Gemeinwohl in Einklang mit der Natur sehr am Herzen lag. Geboren 1944 unter schwierigen Kriegs- und Nachkriegswehen im zerstörten Hamburg entschied sich Ursula nach der Mittleren Reife für eine Krankenschwester-Ausbildung, die sie 1965 am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf abschloss. Beruflich zog es die musik- und sprachenbegeisterte Ursula in den kommenden Jahren immer weiter gen Süden: von Berlin nach Frankfurt bis schließlich Stuttgart. Hier wurde sie, wohl wider Erwarten, mit Ihrem Mann Walter und ihren zwei Töchtern Mareike und Anke sesshaft – ein Glücksfall für unsere Landeshauptstadt.
Denn Ursula steckte in den folgenden Jahren viel Lebenszeit und persönlichen Einsatz in Ehrenämter: als Politikerin, Schöffin, Stadträtin, Kreisvorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Dozentin und zuletzt Behindertenbeauftrage der Stadt Stuttgart fungierte die umtriebige und geschätzte Ursula als verlässliche und kompetente Ansprechpartnerin. Das wurde entsprechend geehrt: mit der Silbernen Ehrennadel des Paritätischen, dem Verdienstkreuz am Bande und der Ehrenmünze der Landeshauptstadt Stuttgart.
Zu uns Humanisten kam sie erst 2008 und hinterließ auch in unserem Verband deutliche Spuren: als aktives Mitglied, in der Lenkungsgruppe Humanistisches Hospiz, als Vertreterin am Runden Tisch Bestattungswesen, als Vorstandsvorsitzende – und natürlich als Mensch. Bei Ursula wusste man stets, woran man ist. Ich habe sie als interessierte, mitfühlende und in der Sache energische Humanistin erleben dürfen, weshalb sie auch dem Verband so schmerzlich fehlt – und auch ich mich weiterhin in Trauer befinde, denn ohne Ursulas zugewandtes Ohr hätte ich in meinem ersten Jahr als Geschäftsführer nicht den notwendigen Halt gefunden. Deshalb war die Trauerrede, die ich für sie am 09.01. in Vaihingen halten durfte, die mit Abstand schwerste Aufgabe meiner bisherigen Geschäftsführertätigkeit.
„Für die Zukunft wünsche ich mir ein gedeihliches Miteinander im Sinne eines gelebten Humanismus“, schrieb Ursula im Februar 2019, als sie erneut für den Landesvorstand kandidierte. Möge dies eine stets gegenwärtige Losung für unseren Verband bleiben – und mögen wir dabei stets an unsere engagierte Ursula Marx denken, die dies so überzeugend und menschlich vorgelebt hat.