Es ist eine Kerntugend humanistischer Lebenseinstellung, Probleme rational zu analysieren und einer sachlichen Lösung zuzuführen, anstatt Stimmungen zu folgen und einseitige politische Parolen zu verbreiten. Im konkreten Fall sind zwei ganz verschiedene Themen angesprochen: die weltweite Klimaproblematik und unser Wirtschaftssystem. Beide sollten auseinandergehalten werden.
Der Klimawandel ist zweifellos eine große Herausforderung für die heute lebenden Generationen. Mit den möglichen Kipp-Punkten des Ökosystems, etwa einem irreversiblen Abschmelzen des Polareises oder dem großflächigen Auftauen von Permafrostböden, ist nicht zu spaßen. Naturwissenschaftliche Fakten bilden hier die Grundlage gesellschaftlicher Debatten – ein aus humanistischer Sicht sehr erfreulicher Umstand. Wir brauchen präzise Problembeschreibungen, nicht jedoch undifferenzierte Krisenrhetorik.
Ferner ist Technologie-Offenheit geboten: als Einsicht in die Tatsache, dass marktfähige Technologien eher Lösungen bringen als moralisierende Appelle, und als Aufgeschlossenheit für die Verfolgung unterschiedlicher Wege, die im Wettstreit oder in Kombination zum Ziel führen. Humanismus heißt Denken in Alternativen. Öffentliche Förderung darf sich daher nicht auf einen einzigen Weg (wie etwa das Elektroauto) beschränken. Denn Politiker sind nicht die besseren Ingenieure.
Vor uns steht ein gigantischer Transformationsprozess des Energie- und Verkehrssystems, der Produktion und des Konsums hin zur CO₂-Neutralität und zu geschlossenen Stoffkreisläufen. Der Humanismus als Weltanschauung bietet hierfür bestes Rüstzeug: ein positives Menschenbild, das die Entwicklungs- und Lernfähigkeit jedes Individuums betont, und ein klares Bekenntnis zu Aufklärung und Fortschritt.
Nur eine starke Wirtschaft kann die nötige Dynamik des Umbaus entfachen. Sie braucht dafür kluge politische Randbedingungen, innerhalb derer das Marktgeschehen seine Effizienzgewinne realisieren kann. Der Markt ist wertblind, der Humanismus ist es nicht. Wir können mitentscheiden, welche Art von Wachstum wir wollen. Das freieste Gesellschaftssystem aller Zeiten, zu dem auch die Freiheit der Wirtschaftssubjekte gehört, bietet hierzu optimale Voraussetzungen.
Energiespeicher, Wasserstofftechnologie, künstliche Kraftstoffe, Cradle-to-Cradle-Produkte, CO₂-Filterung und Zertifikatehandel verdienen unsere Unterstützung und Mitarbeit. Die humanistische Idee steht über den politischen Lagern. Setzen wir dem Missmut der ewigen Krisenpropheten den Aufbruch in eine lebensfrohe Zukunft entgegen!
Was muss sich ändern in einer Welt, die an ihrem eigenen Wachstum zu scheitern droht? Und was kann die humanistische Idee dazu beitragen?
Drei streitbare Positionen zu Wirtschaft und Wachstum.