Wer – wie ich – das Glück hatte, mit ihm über Jahrzehnte hin freundschaftlich verbunden zu sein, der erinnert sich gerne an ihn als Vertrauten, Kollegen, als Humanisten. Sein Tod hinterlässt eine Lücke. Als Trost wird oft gesagt: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ So ganz stimmt das nicht. Manche Wunden heilen nicht, sie vernarben nur, und der Schmerz bleibt. Ich werde ihn vermissen.
Andreas Henschel tat und bewegte etwas. In Sitzungen unserer Organisationen, in gemeinsamen Projekten, auf Tagungen wusste ich seine Fachkundigkeit, sein sicheres Entscheiden und sein professionelles Handeln zu schätzen, gleichermaßen seine freundliche und hilfsbereite Wesensart. Sicher, er verschloss nicht seine Augen vor den dunklen Seiten der Menschheit. Gerade deswegen war er ein heiterer, lebenslustiger Optimist, der nachdenkliche Fragezeichen setzte, scheinbar Grundsätzliches hinterfragte, auf letzte Genauigkeit und Wahrhaftigkeit bestand. Über Intoleranz, Dogmatismus, Borniertheit und Gewalttätigkeit konnte er verzweifeln. Hinter seinem Engagement stand der eine Wunsch: den Humanismus als eine dogmen- und religionsfreie, offene Weltanschauung und lebendige Kulturbewegung zu etablieren.
Er und ich hätten einander noch viel zu sagen gehabt, wie immer, wenn wir zusammen waren. „Wir müssen noch unbedingt eine Runde Golf gemeinsam spielen“, sagte er bei unserem letzten Treffen in Berlin. Auf sein plötzliches Ende war ich nicht vorbereitet.
In Erinnerung an Andreas Henschel können wir trauern, weil er nicht mehr unter uns ist. Oder wir können lächeln, weil er gelebt hat. Oder wir öffnen die Augen, um das all das zu sehen, was er uns hinterlassen hat.