Zu einem Doppeljubiläum hatte der Humanistische Verband Berlin-Brandenburg am 23. Mai auf dem entstehenden Bildungscampus in die Grabbealle in Berlin-Pankow geladen: Es galt 120 Jahre Humanistischer Verband und 30 Jahre Humanistische Kindertagesstätten zu feiern. Und das Sahnehäubchen war, dass erstmals am eigenen Standort in der Grabbeallee gefeiert werden konnte – auch wenn die Umbauten im Gebäude der ehemaligen australischen Botschaft noch nicht ganz fertig sind. Die 27. Kita des Verbandes ist schon eingezogen, die Freie Humanistische Grundschule und die Humanistische Hochschule folgen im Herbst.
Verbandspräsidentin Dr. Manuela Schmidt begrüßte rund 200 Gäste und blickte in ihrer Rede zunächst auf die Geschichte des Humanistischen Verbandes mit der besonders schlimmen Zeit des Nationalsozialismus zurück. Von unserer antifaschistischen Tradition schlug sie einen Bogen zu den in Kita, Grundschule und Hochschule vermittelten humanistischen Werten: „In der humanistischen Bildung sehen wir eine wichtige Brücke: Sie ist der Schlüssel, um eine offene, tolerante und gerechte Gesellschaft zu fördern. Ob in der frühkindlichen Bildung, in der Primarstufe oder an unserer Hochschule – das Kernziel ist, Menschen zu selbstbestimmtem, verantwortungsvollem Handeln zu befähigen.“
Manuela Schmidt zeichnete die Entstehungsgeschichte des Bildungscampus seit dem Erwerb 2019 nach und erwähnte auch die denkmalgeschützten Keramiken von Hedwig Bollhagen im Gebäude, die man als Anstoß für eine neue Keramikserie in Zusammenarbeit mit den Hedwig-Bollhagen-Werkstätten genommen habe. Jeder Verkauf dieser Produkte finanziert die Bildungsarbeit des Verbandes mit. Interessierte konnten sich im Anschluss bei einer Besichtigungstour selbst ein Bild vom Gebäude und den Keramiken machen.
Am Ende ihrer Rede mahnte die Präsidentin: „Es ist unsere gemeinsame Aufgabe, eine Kultur des Friedens, der Toleranz und des gegenseitigen Verständnisses zu fördern. Denn wie Baruch de Spinoza schon im 17. Jahrhundert sagte: ‚Friede ist nicht Abwesenheit von Krieg. Friede ist eine Tugend, eine Geisteshaltung, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit.‘ Dieser positive Frieden ist die Grundlage für eine humane Gesellschaft.“
Raed Saleh, SPD-Fraktionschef im Berliner Abgeordnetenhaus, hob in seiner Ansprache die Bedeutung des Humanistischen Verbands für die Gesellschaft heraus und bedankte sich für dessen politisches Engagement für die Demokratie. Der Verband sei vor 120 Jahren von Sozialdemokraten gegründet worden, sagte er.
Die Bezirksbürgermeisterin von Pankow, Dr. Cordelia Koch, bedankte sich für das soziale Engagement und die verschiedenen Anlaufstellen des Verbandes in Pankow wie beispielsweise die Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe und die Kontaktstelle PflegeEngagement. Mehrmals entschuldigte sie sich augenzwinkernd für die Herausforderungen, die durch die Auflagen der Denkmalschutzbehörde beim Umbau des Gebäudes entstanden waren.
Das vegane Essen war ein Highlight, die Außentemperaturen an diesem Tag eine Herausforderung. Das hinderte die meisten Gäste aber nicht, die Außenanlagen in Augenschein zu nehmen, sich im Freien auszutauschen und der Musik der Coverband zu lauschen. Wer mochte, konnte bis in den späten Abend draußen tanzen und damit der Kälte trotzen.