Die USA haben Trump gewählt

Ein Sieg von Gier und Aberglauben

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Beitragsbild: R.D. Smith/unsplash

Die Wahl von Trump bedeutet einen Rückschritt auf vielen Gebieten. Am schlimmsten werden die Auswirkungen auf den Klimabereich und auf die Demokratie sein. Viele wird die Wahl von Trump schockieren, traurig und ängstlich machen. Das ist verständlich, aber versuchen wir, nüchtern zu bleiben.

Trump und sei­ne Wähler*innen sind sich einig, sie wol­len in ers­ter Linie mehr Geld. Anders als 2016 hat Trump alle Macht­be­fug­nis­se der Jus­tiz, des Senats und des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses auf sei­ner Sei­te. Sein Wort ist Gesetz.

Um an mehr Geld zu kom­men, gibt es ein paar Wege. Dem Groß­teil sei­ner Wähler*innen könn­te Trump vor­über­ge­hend mehr Dol­lar in die Tasche packen, indem er sie den Rei­chen weg­nimmt. Aber der Bock wird kein Gärt­ner. Eine wei­te­re Mög­lich­keit, an mehr Geld zu kom­men, liegt in einer ver­stärk­ten Aus­beu­tung von Mensch und Natur. Bei der Aus­beu­tung von Men­schen sind Trumps Mit­tel beschränkt. Skla­ve­rei und Kolo­nia­lis­mus ste­hen ihm nicht mehr zur Ver­fü­gung. Und Trump hat erkannt, dass Bil­lig­im­por­te die eige­ne Wirt­schaft rui­nie­ren kön­nen. Ob er sich gegen die Aus­beu­tung von Textilarbeiter*innen in Fern­ost oder Süd­ame­ri­ka rich­ten wird, ist unge­wiss, aber zumin­dest für höher­wer­ti­ge Arti­kel wird Trump erneut sein Straf­zoll­sys­tem auf­le­ben las­sen. Auch die Aus­beu­tung der Natur lässt sich in „good old Ame­ri­ca“ noch stei­gern. Dabei denkt Trump nicht an alter­na­ti­ve Ener­gie­quel­len. Eine Kli­ma­kri­se exis­tiert für ihn nicht, ist Schwin­del. Daher for­dert er „Drill, Baby, Drill“, also die wei­te­re Explo­ra­ti­on von Öl und Gas. Über Natur- und Umwelt­schutz braucht man in sei­nem Pro­gramm auch nicht zu suchen.

Über mehr Geld kann man bei gege­be­nen Ein­nah­men auch dadurch ver­fü­gen, dass man weni­ger aus­gibt. Das könn­te sich sehr schnell auf den Bereich Ukrai­ne­krieg und den Bereich NATO-Bünd­nis aus­wir­ken. Dies und Straf­zöl­le wer­den auch auf unse­ren Geld­beu­tel durch­schla­gen.

Trumps Sieg basiert auf vie­len Unter­stüt­zern. Andrew Cop­son, Prä­si­dent von Huma­nists Inter­na­tio­nal, schreibt: „Evan­ge­li­ka­le Grup­pen in ganz Ame­ri­ka fei­ern bereits, was sie als Man­dat betrach­ten, jahr­zehn­te­lan­ge Fort­schrit­te in ent­schei­den­den Men­schen­rechts­fra­gen zurück­zu­dre­hen. Wir haben die­ses Dreh­buch schon ein­mal gese­hen und wis­sen, was es bedeu­tet: erneu­te Angrif­fe auf die repro­duk­ti­ven Rech­te von Frau­en, die Gleich­be­rech­ti­gung von LGBT, den Zugang zu Ster­be­hil­fe und die Grund­fes­ten der säku­la­ren Demo­kra­tie.“

Trump hat auch bei His­pa­nics oder Peo­p­le of Color dazu­ge­won­nen, die sich von natio­na­lis­ti­schen und teils auch ras­sis­ti­schen Paro­len lei­ten las­sen, wonach das Boot voll ist und Immi­gra­ti­on Kri­mi­na­li­tät bedeu­tet. Wir ken­nen die­se rech­te Pro­pa­gan­da aus Euro­pa.

Trumps Sieg wird den Auf­marsch rech­ter Kräf­te in Euro­pa wei­ter befeu­ern.  Die jun­ge Autorin, Jour­na­lis­tin und Pod­cas­te­rin Anni­ka Land­stei­ner stellt „tief erschüt­tert“ fest: „Die rech­ten Par­tei­en und Kräf­te kön­nen den Weg zu die­sem Wahl­sieg detail­reich stu­die­ren und sie wis­sen: Je pola­ri­sie­ren­der, dre­cki­ger, här­ter, des­to gewinn­brin­gen­der. Sie waren vor­her schon bestärkt, jetzt wis­sen sie: Es kann klap­pen, sogar in einem Rutsch.“

Demo­kra­tie als ein Modell gesell­schaft­li­chen Zusam­men­le­bens auf einer brei­test­mög­li­chen Ebe­ne von Rech­ten gerät wei­ter unter Druck. Men­schen­rech­te ver­lie­ren zuneh­mend an Gel­tung. Humanist*innen gehö­ren in der Welt zu den Kräf­ten, die die­se Wer­te schüt­zen und bewah­ren wol­len. Wir hal­ten es mit der Auf­klä­rung. Doch Auf­klä­rung ist das Gegen­teil des­sen, was Trumps Sie­ges­zug ermög­licht hat. Die Auf­klä­rung steht unter Druck, durch die Mono­pol­bil­dung im Bereich von Mas­sen­me­di­en, durch unge­straf­te Ver­brei­tung von Lügen, durch ver­min­der­te Bil­dungs­an­stren­gun­gen in unse­ren Gesell­schaf­ten. Die­se Ent­wick­lung auf­zu­hal­ten, erfor­dert lan­ge Kämp­fe und poli­ti­sche Anstren­gun­gen.

Unse­re Geg­ner sind gut finan­ziert, poli­tisch ver­netzt und Exper­ten dar­in, ihre Agen­da welt­weit zu ver­brei­ten. Das muss uns Ansporn sein, die fort­schritt­li­chen Kräf­te eben­falls zu ver­net­zen und zu stär­ken. Dazu gehö­ren nicht nur Humanist*innen, aber wir Humanist*innen kön­nen viel­leicht vor­an­ge­hen.

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