Trump und seine Wähler*innen sind sich einig, sie wollen in erster Linie mehr Geld. Anders als 2016 hat Trump alle Machtbefugnisse der Justiz, des Senats und des Repräsentantenhauses auf seiner Seite. Sein Wort ist Gesetz.
Um an mehr Geld zu kommen, gibt es ein paar Wege. Dem Großteil seiner Wähler*innen könnte Trump vorübergehend mehr Dollar in die Tasche packen, indem er sie den Reichen wegnimmt. Aber der Bock wird kein Gärtner. Eine weitere Möglichkeit, an mehr Geld zu kommen, liegt in einer verstärkten Ausbeutung von Mensch und Natur. Bei der Ausbeutung von Menschen sind Trumps Mittel beschränkt. Sklaverei und Kolonialismus stehen ihm nicht mehr zur Verfügung. Und Trump hat erkannt, dass Billigimporte die eigene Wirtschaft ruinieren können. Ob er sich gegen die Ausbeutung von Textilarbeiter*innen in Fernost oder Südamerika richten wird, ist ungewiss, aber zumindest für höherwertige Artikel wird Trump erneut sein Strafzollsystem aufleben lassen. Auch die Ausbeutung der Natur lässt sich in „good old America“ noch steigern. Dabei denkt Trump nicht an alternative Energiequellen. Eine Klimakrise existiert für ihn nicht, ist Schwindel. Daher fordert er „Drill, Baby, Drill“, also die weitere Exploration von Öl und Gas. Über Natur- und Umweltschutz braucht man in seinem Programm auch nicht zu suchen.
Über mehr Geld kann man bei gegebenen Einnahmen auch dadurch verfügen, dass man weniger ausgibt. Das könnte sich sehr schnell auf den Bereich Ukrainekrieg und den Bereich NATO-Bündnis auswirken. Dies und Strafzölle werden auch auf unseren Geldbeutel durchschlagen.
Trumps Sieg basiert auf vielen Unterstützern. Andrew Copson, Präsident von Humanists International, schreibt: „Evangelikale Gruppen in ganz Amerika feiern bereits, was sie als Mandat betrachten, jahrzehntelange Fortschritte in entscheidenden Menschenrechtsfragen zurückzudrehen. Wir haben dieses Drehbuch schon einmal gesehen und wissen, was es bedeutet: erneute Angriffe auf die reproduktiven Rechte von Frauen, die Gleichberechtigung von LGBT, den Zugang zu Sterbehilfe und die Grundfesten der säkularen Demokratie.“
Trump hat auch bei Hispanics oder People of Color dazugewonnen, die sich von nationalistischen und teils auch rassistischen Parolen leiten lassen, wonach das Boot voll ist und Immigration Kriminalität bedeutet. Wir kennen diese rechte Propaganda aus Europa.
Trumps Sieg wird den Aufmarsch rechter Kräfte in Europa weiter befeuern. Die junge Autorin, Journalistin und Podcasterin Annika Landsteiner stellt „tief erschüttert“ fest: „Die rechten Parteien und Kräfte können den Weg zu diesem Wahlsieg detailreich studieren und sie wissen: Je polarisierender, dreckiger, härter, desto gewinnbringender. Sie waren vorher schon bestärkt, jetzt wissen sie: Es kann klappen, sogar in einem Rutsch.“
Demokratie als ein Modell gesellschaftlichen Zusammenlebens auf einer breitestmöglichen Ebene von Rechten gerät weiter unter Druck. Menschenrechte verlieren zunehmend an Geltung. Humanist*innen gehören in der Welt zu den Kräften, die diese Werte schützen und bewahren wollen. Wir halten es mit der Aufklärung. Doch Aufklärung ist das Gegenteil dessen, was Trumps Siegeszug ermöglicht hat. Die Aufklärung steht unter Druck, durch die Monopolbildung im Bereich von Massenmedien, durch ungestrafte Verbreitung von Lügen, durch verminderte Bildungsanstrengungen in unseren Gesellschaften. Diese Entwicklung aufzuhalten, erfordert lange Kämpfe und politische Anstrengungen.
Unsere Gegner sind gut finanziert, politisch vernetzt und Experten darin, ihre Agenda weltweit zu verbreiten. Das muss uns Ansporn sein, die fortschrittlichen Kräfte ebenfalls zu vernetzen und zu stärken. Dazu gehören nicht nur Humanist*innen, aber wir Humanist*innen können vielleicht vorangehen.